oder Orzotto con cavolo riccio con sugo di noce di acagiù e zenzero
Finden Italiener oder Franzosen eigentlich auch, dass manche ihrer Gerichte in einer anderen Sprache viel besser klingen? Ich vermute mal, nein. Wer statt Grünkohl-Gersten-Brei "Orzotto con cavolo riccio" singen kann, braucht ja wohl keine anderen Wörter. Andererseits: Weiß denn ich, wie "cavolo riccio" in italienischen Ohren klingt? Würde ich, wäre ich Italienerin, vielleicht auch nach einem schöneren Begriff in einer anderen Sprache suchen? Müßige Unterhaltung, die ich da gerade mit mir selbst führe. Aber manchmal suche ich eben händeringend nach Begriffen, die irgendwie moderner und nicht so altbacken daherkommen. Und Orzotto klingt einfach besser als Gerstenbrei. Oder etwa nicht?
Und dann gibts da noch die Worte, die mir gänzlich fehlen und für die ich eigentlich überhaupt keine deutschen Ausdrücke finde - Topping, Drizzle, Sprinkle oder Gremolata zum Beispiel. Ich toppe Gerichte gern mit irgendwas Leckerem obendrauf - beträufelt oder bestreut zum Beispiel. Sieht erstens gut aus und ist auch geschmacklich ein großer Unterschied, ob ich die Krönung untermatschemische oder obendrauf setze - und vor allem Gästen die Möglichkeit gebe, das Topping nach Gusto zu dosieren.
Also, im folgenden Grünkohl-Gersten-Fall meine ich mit "Crème" das, was in der englischsprachigen Szene eher "Drizzle" genannt wird - was von Klang und Bedeutung her viiiel besser passt. Finde ich. Nur, wie hört sich das denn an: Grünkohl-Gersten-Topf mit Cashew-Ingwer-Drizzle? Geht gar nicht. Cashew-Ingwer-Träufel wäre in etwa die Übersetzung. Dummerweise gibts das Wort aber (noch) nicht. Also bleibts vorerst bei "Crème" - obwohl das ja nun auch wieder aus dem Französischen geklaut ist. Egal jetzt. Cashew-Ingwer-Dicke-Soße kommt mir jedenfalls nicht auf den Tisch.
Dass bei mir Grünkohl auf den Tisch kommt, ist allerdings nicht unbedingt selbstverständlich. Obwohl ich Grünkohl sehr gern mag (und in meiner Erinnerung schon immer mochte). Der Anblick eines Riesenhaufens grüner Blätter mit einem unglaublichen Volumen schreckte mich bislang vom Kaufen ab - das sah mir zu sehr nach Arbeit aus. Ab und zu habe ich dann mal Grünkohl aus dem Glas oder TK-Ware verwendet. Aber das ist wie mit dem Rotkohl: Selbstgemacht schmeckt besser. Und bevor ich beim Geschmack Kompromisse eingehe, lasse ich's lieber.
Nun aber hat mich das Schicksal herausgefordert - und was blieb mir anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen? Seit meiner Flucht aus der Großstadt bekomme ich ja wöchentlich (bzw. jetzt im Winter zweiwöchentlich) eine Biokiste geliefert. Und damit gewöhnt man sich zwangsläufig an, das zu essen, wasauf den Tisch ins Haus kommt - was ich natürlich mit größtem Vergnügen tue.
So, und da lag er nun, der Haufen Grünkohl - unglaublich, wieviel Platz 750 g in Anspruch nehmen können. Also ranan die Arbeit ans Vergnügen (es war übrigens viel einfacher als ich dachte). Bei meinen Überlegungen, in welcher Form ich den grünen Kohl denn zu genießen beliebe, kam mir Kochpoetin Eva zu Hilfe: Sie hatte in einem Rezept Linsen zu Raviolifüllung verarbeitet und am Ende darauf hingewiesen, dass dieses Rezept auch zum Blogevent “Körner & Hülsenfrüchte” von "Semilicious" wandert. Und das Wörtchen "Körner" ist für mich ein positiv besetztes Reizwort. Damit also lag mein Entschluss auf der Hand bzw. die Gerste im Grünkohl.
Und dann war da noch die Kombination Grünkohl-Ingwer - drängt sich ja vielleicht nicht jedem gleich auf. Aber da ich mir hier im Januar ausschließlich Rezepte mit Ingwer vorgenommen habe, versuchte ich mal, den Geschmack von Grünkohl und Ingwer gedanklich zu vereinen. Hat geklappt. Ich gestehe, dass ich danach noch kurz ins Lexikon der Aromen- und Geschmackskombinationen gelinst habe, um mir den Segen der Profis zu holen. Hat auch geklappt. Und das ist nun dabei herausgekommen:
Grünkohl-Gersten-Topf mit Cashew-Ingwer-Crème
Zutaten (Menge reicht für ca. 6 Personen)
Gersten-Grünkohl-Topf
Zubereitung
Gersten-Grünkohl-Topf
Finden Italiener oder Franzosen eigentlich auch, dass manche ihrer Gerichte in einer anderen Sprache viel besser klingen? Ich vermute mal, nein. Wer statt Grünkohl-Gersten-Brei "Orzotto con cavolo riccio" singen kann, braucht ja wohl keine anderen Wörter. Andererseits: Weiß denn ich, wie "cavolo riccio" in italienischen Ohren klingt? Würde ich, wäre ich Italienerin, vielleicht auch nach einem schöneren Begriff in einer anderen Sprache suchen? Müßige Unterhaltung, die ich da gerade mit mir selbst führe. Aber manchmal suche ich eben händeringend nach Begriffen, die irgendwie moderner und nicht so altbacken daherkommen. Und Orzotto klingt einfach besser als Gerstenbrei. Oder etwa nicht?
Und dann gibts da noch die Worte, die mir gänzlich fehlen und für die ich eigentlich überhaupt keine deutschen Ausdrücke finde - Topping, Drizzle, Sprinkle oder Gremolata zum Beispiel. Ich toppe Gerichte gern mit irgendwas Leckerem obendrauf - beträufelt oder bestreut zum Beispiel. Sieht erstens gut aus und ist auch geschmacklich ein großer Unterschied, ob ich die Krönung unter
Also, im folgenden Grünkohl-Gersten-Fall meine ich mit "Crème" das, was in der englischsprachigen Szene eher "Drizzle" genannt wird - was von Klang und Bedeutung her viiiel besser passt. Finde ich. Nur, wie hört sich das denn an: Grünkohl-Gersten-Topf mit Cashew-Ingwer-Drizzle? Geht gar nicht. Cashew-Ingwer-Träufel wäre in etwa die Übersetzung. Dummerweise gibts das Wort aber (noch) nicht. Also bleibts vorerst bei "Crème" - obwohl das ja nun auch wieder aus dem Französischen geklaut ist. Egal jetzt. Cashew-Ingwer-Dicke-Soße kommt mir jedenfalls nicht auf den Tisch.
Dass bei mir Grünkohl auf den Tisch kommt, ist allerdings nicht unbedingt selbstverständlich. Obwohl ich Grünkohl sehr gern mag (und in meiner Erinnerung schon immer mochte). Der Anblick eines Riesenhaufens grüner Blätter mit einem unglaublichen Volumen schreckte mich bislang vom Kaufen ab - das sah mir zu sehr nach Arbeit aus. Ab und zu habe ich dann mal Grünkohl aus dem Glas oder TK-Ware verwendet. Aber das ist wie mit dem Rotkohl: Selbstgemacht schmeckt besser. Und bevor ich beim Geschmack Kompromisse eingehe, lasse ich's lieber.
Nun aber hat mich das Schicksal herausgefordert - und was blieb mir anderes übrig, als die Herausforderung anzunehmen? Seit meiner Flucht aus der Großstadt bekomme ich ja wöchentlich (bzw. jetzt im Winter zweiwöchentlich) eine Biokiste geliefert. Und damit gewöhnt man sich zwangsläufig an, das zu essen, was
So, und da lag er nun, der Haufen Grünkohl - unglaublich, wieviel Platz 750 g in Anspruch nehmen können. Also ran
Und dann war da noch die Kombination Grünkohl-Ingwer - drängt sich ja vielleicht nicht jedem gleich auf. Aber da ich mir hier im Januar ausschließlich Rezepte mit Ingwer vorgenommen habe, versuchte ich mal, den Geschmack von Grünkohl und Ingwer gedanklich zu vereinen. Hat geklappt. Ich gestehe, dass ich danach noch kurz ins Lexikon der Aromen- und Geschmackskombinationen gelinst habe, um mir den Segen der Profis zu holen. Hat auch geklappt. Und das ist nun dabei herausgekommen:
Grünkohl-Gersten-Topf mit Cashew-Ingwer-Crème
Zutaten (Menge reicht für ca. 6 Personen)
Gersten-Grünkohl-Topf
- 250 g Gerste (naturbelassen, entspelzt), Salz
- 750 g frischer Grünkohl
- 1 große (rote) Zwiebel, 1 große Knoblauchzehe, Olivenöl
- 2 geh. Tl. Gemüsepulver (aus eigener Herstellung),
2 geh. Tl. Ingwer-Gewürzmischung (aus eigener Herstellung) - 1 Dose geschälte Tomaten, 1 P. Räuchertofu
- Salz, 2 geh. Tl. Vollrohrzucker, Tasmanischer Bergpfeffer (ersatzweise Schwarzer Pfeffer)
- 120 g Cashewkerne
- 2 El. Zitronensaft, 3 cm frischer Ingwer, 1 Knoblauchzehe, etwas abger. Schale einer Zitrone, Salz, Wasser, evtl. frisch gemahlener grüner Pfeffer
Zubereitung
Gersten-Grünkohl-Topf
- Gerste am Vorabend in Wasser einweichen (Wasser etwa eine Fingerbreite über der Gerste). Am nächsten Tag die Gerste aufkochen und bei geringer Hitze köcheln lassen. Nach ca. einer Viertelstunde Salz hinzufügen und Gerste fertiggaren (evtl. heißes Wasser nachgießen).
- Grünkohl waschen, von den dicksten Stielenden befreien und grob hacken.
- Zwiebel in Streifen schneiden, Knoblauchzehe würfeln und beides in Olivenöl glasig werden lassen.
- Gemüsepulver und Ingwer-Gewürzmischung über die Zwiebeln geben und ganz leicht bräunen.
- Grünkohl hinzufügen und zusammenfallen lassen. Evtl. ein paar Blättchen für die Garnierung beiseite legen.
- Tomaten und Räuchertofu würfeln, mit dem Grünkohl vermischen. Mit Salz und Vollrohrzucker würzen.
- Grünkohl fertiggaren, Gerste unterziehen und mindestens 10 Minuten bei geringer Hitze ziehen lassen. Kurz vor dem Servieren mit frisch gemahlenem Pfeffer würzen.
- Cashewkerne sehr fein mahlen (sollten dabei leicht cremig werden) oder aber ein paar Stunden in Wasser einweichen und dann pürieren.
- Zitronensaft, frisch geriebenen Ingwer und Knoblauch, Zitronenschale und Salz zufügen. Mit soviel lauwarmem Wasser pürieren, bis eine homogene Crème in gewünschter Konsistenz entstanden ist, evtl. mit grünem Pfeffer würzen.
- Crème wird mit der Zeit (besonders im Kühlschrank) noch fester, kann aber im Wasserbad oder unter Zugabe von weiterem Wasser verflüssigt werden (evtl. nachwürzen).
- Cashew-Ingwer-Crème auf der Oberfläche des Grünkohl-Gersten-Topfs verteilen oder die Crème getrennt dazu servieren.
Guten Appetit!
So, und nun wandert natürlich auch mein Rezept zum Blogevent "Körner & Hülsenfrüchte".
So, und nun wandert natürlich auch mein Rezept zum Blogevent "Körner & Hülsenfrüchte".
Grünkohl mit Träufel - ich biege mich gerade vor Lachen, das klingt zu schön ;-). Ich liebe Grünkohl auch sehr und habe auch die Feststellung gemacht, dass seine Verarbeitung nicht ganz so grauslich anstrengend ist, wie ich das von früher in Erinnerung habe. Die Kombination mit Gerste kann ich mir gut vorstellen - in den klassischen norddeutschen Grünkohl wandert ja ebenfalls ein gerüttelt Maß an Getreide, allerdings als Hafergrütze. Schöne Idee, liebe Antje!
AntwortenLöschenLieben Dank für dein Kompliment! Ehrlich gesagt, war ich kurz versucht, den "Träufel" in den Rezepttitel aufzunehmen. Wenn man keine passenden Wörter hat, muss man sie eben erfinden ;-)
LöschenGrünkohl mit Hafergrütze kenne ich nicht - muss ich gleich mal recherchieren (in meiner Kindheit gabs Grünkohl immer mit Bregenwurst und/oder Kassler - Hafergrütze ist mir da nicht untergekommen).
Die Grütze wird in den Kohl eingestreut (nur eine kleine Menge) und wird dabei recht weich, besonders nach dem Aufwärmen am nächsten Tag (in der Region, aus der ich komme, ist das Vorkochen am Vorabend des Kohlessens üblich). Das ist unabhängig von den Würsten und den Fleischsorten, die es dazu gibt - in meiner Ecke waren das üblicherweise Kasseler, Speck, Pinkel (eine geräucherte Wurst, in der ebenfalls Grütze enthalten ist) und Kochwürste. Des Vegetariers reine Freude ;-).
LöschenAch so, und ich dachte schon, "früher" hätte es auch schon eine traditionelle vegetarische Grünkohl-Zubereitungsart gegeben. In meiner Kindheit war ich großer Fan der Fleischeinlagen - hauptsächlich aber, um einen Vorwand zu haben, ein halbes Glas Senf zu leeren ;-)
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