Marinierte Rote Beete mit Gorgonzola-Crème - Die Geschichte vom unaufhaltsamen Aufstieg eines Geht-so-Gemüses


Lange lange Zeit hatte ich ein etwas unterkühltes Verhältnis zur Roten Beete* - für mehr als für sauer eingelegte Kügelchen oder Scheiben hat meine Liebe zu ihr nie wirklich gereicht. Obwohl ich ja seeehr experimentierfreudig bin und die Knolle immer mal wieder in anderen Variationen probiert habe: Sie konnte mich nie so weit beeindrucken, dass sie Einzug in meine Feinschmeckerküche halten durfte.

Das hat sich nun gründlich geändert. Dazu musste ich aber erstmal begreifen, dass sie nicht für alle Zubereitungsformen gleichermaßen taugt und - wie ich finde - sehr anspruchsvoll in Bezug auf ihre Begleiter/innen ist. Und ohne Herrn oder Frau Sauer im Schlepptau ist sie sowieso nicht ansprechbar (Rote Beete ohne Essig, Zitrone, Limette etc. schmeckt mir zu fad und zu sehr nach Erde). Einzige Ausnahme: Geraspelte Rote Beete im Schokoladenkuchen (Rezept auf englisch). Und damit begann bei mir auch der Aufstieg des Geht-so-Gemüses...

Nach dem Rote-Beete-Kuchen war ich neugierig geworden. Wenn ein Gemüse im Kuchen so toll schmecken kann, dann wirds ja wohl auch noch andere Varianten geben, die der Knolle zu einem neuen Image in meiner Küche verhelfen können, dachte ich.

Richtig gedacht. Das zweite Aha-Erlebnis kam mit dem Entdecken eines Rezepts für "Gepökelte Rote Beete" und den daraus folgenden Rote-Beete-Ravioli. Und nun folgt der nächste Schritt auf dem Weg zum Aufstieg.

* der Duden erlaubt "Beete" und "Bete", gibt aber der "Bete" den Vorzug. Ich bevorzuge weiterhin die "Beete", weil die Schreibweise so schön zum englischen Wort "beetroot" passt.

Marinierte Rote Beete mit Gorgonzola-Crème

Zutaten


(alles bio, die Angabe von Portionsmengen ist schwierig weil abhängig von der Verwendung der Gorgonzola-Crème z.B. als Bällchen oder Brotaufstrich - die Rote-Beete-Menge ist reichlich bemessen, sie schmeckt aber auch hervorragend pur oder in Begleitung von [Ziegen-]Frischkäse)

Marinierte Rote Beete
  • ca. 600-700 g Rote Beete (Gewicht geschätzt, weil vergessen zu wiegen)
  • 60 g Balsamico-Essig, 1 mittelgroße Schalotte, 3 große Blättchen Zitronenverbene
  • 30 g Apfeldicksaft (>> siehe mein "Küchenschrank"), Salz, 3 El. Haselnussöl
Gorgonzola-Crème
  • 125 g Mascarpone, 70 g Gorgonzola, evtl. etwas abgeriebene Zitronenschale oder 1 Tr. ätherisches Zitronenöl
  • ca. 1 El. Haselnüsse, frisch gemahlener roter Szechuanpfeffer

Marinierte Rote Beete
  1. Rote Beete waschen und bürsten. Ganze Knollen über Dampf garen (dauert je nach Größe der Knollen ca. 30-45 min). Auf Handwärme abkühlen lassen, Schale abziehen, in Scheiben schneiden und in eine Schüssel schichten (am besten geeignet ist eine Glasschüssel mit dicht! schließendem Deckel)
  2. Inzwischen Essig mit feingewürfelter Schalotte und den Verbenen-Blättchen einmal aufkochen, abkühlen lassen. Apfeldicksaft und Haselnussöl unterrühren, mit Salz abschmecken.
  3. Rote Beete mit der Marinade begießen und mindestens 24 Stunden ziehen lassen - dabei öfter vorsichtig wenden (oder die geschlossene Schüssel einfach auf den Kopf stellen).
Gorgonzola-Crème
  1. Mascarpone glattrühren, Gorgonzola in kleine Stücke teilen und gründlich einarbeiten (bei mir klappt das am besten in einem Suppenteller und mit einer stabilen Gabel als Rührgerät). Wer die Zutat parat hat: Gern etwas abgeriebene Zitronenschale oder 1 Tropfen ätherisches Zitronenöl zugeben (letzteres habe ich immer vorrätig, weil ich eben nicht immer frische Zitronen da habe). Mehrere Stunden in den Kühlschrank stellen, so dass die Crème fest wird. (Wer den Aufwand nicht scheut, kann die Crème zuvor in mit Frischhaltefolie ausgelegte halbrunde Förmchen - ich verwendete den Eiereinsatz aus einem Kühlschrank - streichen.)
  2. Inzwischen Haselnüsse mit einem Trüffelhobel oder einem großen scharfen Messer in feine Scheibchen hobeln.
  3. Zum Servieren als Vorspeise oder fürs kalte Büfett: Rote-Beete-Scheiben auf einem Teller anrichten. Mit einem Teelöffel von der Crème kleine Nocken abstechen oder mit sehr kalten Händen Bällchen formen oder die Halbkugeln aus der Form nehmen und rundum in den Haselnussblättchen wälzen. Nocken, Bällchen oder Halbkugeln auf der Roten Beete anrichten und mit frisch gemahlenem Szechuan-Pfeffer bestreuen.
    Zum Servieren fürs Luxus-Abendbrot oder als Fingerfood: Brot- oder kleine Pumpernickelscheiben großzügig mit Crème bestreichen, Rote-Beete-Scheiben darauf verteilen, mit Haselnüssen und Pfeffer bestreuen.
Guten Appetit!


Kommentare

  1. Ja, das unterkühlte Verhältnis zu "Rohnen" (so nennt man Rote Beete bei uns) das ist mir wohlbekannt. Auch ich habe glücklicherweise feststellen dürfen, (ich sag nur Gemüsekiste - weil gekauft hätte ich dieses Gemüse nie und nimmer!) dass Rote Beete göttlich schmecken kann. Dein Rezept schaut wie immer sehr lecker aus und macht ziemlich Gusto drauf - ich finde die Kombination mit Käse immer sehr harmonisch. Die Fotos auch wieder so ansprechend - die Collage der Zutaten im unverkennbaren Antje-Style - toll!

    Schönen Abend und liebe Grüße!

    Kathrin

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    1. Gemüsekiste. Genau!!! Ich war etwas frustriert, dass in den Sommerkisten schon wieder Rote Beete zu finden ist - hatte ich doch innerlich gerade erst mit der Rote-Beete-Wintersaison abgeschlossen. Nun freue ich mich drauf (und habe einmal sogar Rote Beete zugekauft - weil es sie mit Grün gab und das schmeckt, leicht in Öl gedünstet und lauwarm als Salat angemacht, ebenfalls sehr lecker).
      Lieben Dank für deine Komplimente! Den unverkennbaren Antje-Style musste ich ja erstmal finden - aber die aktuelle Version der Zutaten-Collage gefällt mir auch so gut, dass ich das von nun an zu meinem Stil erkläre ;-)
      Viele Grüße und einen schönen Sommerabend (oder das, was davon noch übrig ist)
      Antje

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  2. Eine tolle Zutaten-Collage ist Dir da gelungen! Rote Bete und Blauschimmel sind ja ein Klassiker, und Deine Version liest sich wunderbar! Eine große Rote-Bete-Freundin wird aus mir wohl leider dennoch nicht mehr werden (aber den Kuchen, der schon durch diverse Blogs geisterte, werde ich bestimmt versuchen), denn mir ist die Knolle einfach viel zu erdig. Aber für Mimosen wie mich gibt es ja dank der gelben Bete sanfte Abhilfe :-). Und ich gebe Dir recht - das Grünzeug an den roten Knollen ist köstlich.

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    1. Och nee, nun hatte ich einen schönen Kommentar zu deinem Kommentar geschrieben - und dann war er im Nirwana verschwunden. Weil ich Schussel nicht gemerkt hatte, dass ich den Stecker meines WLAN-Routers aus Versehen halb aus der Steckdose gezogen hatte.
      Also nochmal: Liebe Claudia, freut mich sehr, dass auch dir meine Zutaten-Collage gefällt :-)
      Was die Rote Beete betrifft: Ist doch erstaunlich, dass es für ein Gemüse, das in scheinbar unerschöpflichen Mengen angebaut wird, keine unerschöpfliche Zahl von Liebhabenden gibt ;-) Aber es ist schon ein spezielles Gewächs. (Es gibt im Übrigen noch so ein Kugelgemüse, mit dem ich nicht richtig warm werde: Kohlrabi.)
      Ich werde in dieser Saison mal gezielt nach Gelber Beete Ausschau halten - allein schon die Vorstellung, Rot und Gelb irgendwie optisch (und kulinarisch sowieso) in Szene zu setzen...

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  3. Als Kind musste ich immer Rote Bete mit Apfel (geraspelt) essen und habe es gehasst. Ein paar Jahrzehnte später hab ich sie dann plötzlich vermisst und heuer zum ersten Mal selbst angebaut. Darunter auch die rot-weiß geringelte Sorte `Tonda di Chioggia´ - die sieht, in Scheiben geschnitten, sehr hübsch aus ...also von wegen "optisch in Szene setzen". Dein Rezept klingt interessant und den Kuchen werde ich auch mal ausprobieren. Danke für die Anregungen :)

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    1. Hallo Martina, herzlich Willkommen! Hab mir grad dein G+Profil angeschaut und war begeistert über die herausragende Rolle der Duftgeranie dort - ich liebe das Zeug ;-)
      Besten Dank für deinen Kommentar. Die `Tonda di Chioggia´ hatte ich schonmal bewundert und mir vorgenommen, sie irgendwann selbst anzubauen. In diesem Jahr beobachte ich meinen neu erworbenen Garten erst einmal nur (er hatte drei Jahre lang Zeit, total zu verwildern), baue ein paar Kräuter und Blattsalate an und produziere fleißig Kompost...
      Rote Beete mit Apfel gabs bei uns nicht - dafür Möhren mit Apfel (auch nicht der Hit, wie ich finde).

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  4. Die Gorgonzola-Mascapone-Bällchen sehen sehr elegant aus! Ich habe mir das Bild in Großaufnahme angesehn und mich gewundert, womit um Himmels Willen sind die belegt? Und dann die Erkenntnis: hauchzarte Haselnnussscheibchen. Großartig! Ich brauche also doch eine Trüffelhobel. ;-)
    Und Rote Beete? Lange verabscheut. Dann von Herrn. H. aufgefordert nochmal zu probieren und für Ok befunden und inzwischen: große Liebe!
    Ich werde mir dein Rezept als Vorspeise auf jeden Fall "markern". Danke!

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    1. Vielen lieben Dank für dein Kompliment. Scheint so, als gäbs bei der Roten Beete generell niemals Liebe auf den ersten Blick ;-) Und ich werde weiter kreativ sein müssen bzw. dürfen - gestern war schon wieder Rote Beete in der Kiste :-)
      Ein Trüffelhobel lohnt sich auf alle Fälle - ich stelle damit sogar Weiß- oder Rotkohl-Rohkost her (geht erstaunlich schnell, relativ große Mengen damit zu erzeugen). Als Trüffelhobel ist er dafür eher sehr selten im Einsatz ;-)

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