Kurzgebratenes à la Alles-was-da-ist


"Was gabs denn heute zu essen?"
"Och, heute gabs nur Reste."

Wer kennt sie nicht, diese kurze enttäuschende Antwort auf eine erwartungsfrohe Frage.
Aber warum bloß "nur" Reste?

Gebt mir den Rest! Für mich sind Reste der Stoff, aus dem die Kreativität in meiner Küche entsteht. Reste inspirieren mich zu ungewöhnlichen Kombinationen und Geschmackserlebnissen. Und mit Resten zaubere ich gern ein schnelles aber leckeres Abendessen, wenn ich später noch was vor und deshalb nicht viel Zeit zum Kochen habe. So wie heute - dienstagabends ist Chorsingen angesagt. Allerdings erfuhr ich kurz nach dem Essen, dass das Singen heute leider ausfällt. Buäääh. Aber die so gewonnene Zeit kann ich nun nutzen, das Essen von heute hier zu verewigen. Außerdem wollte ich sowieso gern einen Beitrag zum Blog-Event "Gebt mir den Rest!" von "Hamburg kocht" leisten. Das tue ich hiermit.

Ich mag das Wort "Resteverwertung" nicht. Das hat - wie ich finde - einen irgendwie negativen Beigeschmack. "Resteveredelung" gefällt mir viiieeel besser. Denn genau darum geht es doch: Reste, die vom Essen am Vortag übriggeblieben sind, angebrochene Packungen von irgendwas im Kühlschrank oder Kleinstmengen an Gemüse (die für sich allein kein Gericht mehr hergeben), so zu kombinieren, dass etwas Neues, Überraschendes und Wohlschmeckendes entsteht. Und auch noch schnell geht.

Meine Herausforderung heute:

  • ein Rest vom Rotkohl (der in meiner letzten Biokiste lag, auf den ich eigentlich keine Lust mehr hatte, den ich aber bereits zur Hälfte in Form einer Rotkohlrohkost genossen hatte)
  • ein Rest Salatgurke (die in meiner letzten Biokiste lag, auf die ich eigentlich noch keine Lust hatte, sie dann aber bereits teilweise mit meinen Wildkräutern zu einem leckeren Salatteller kombiniert hatte)
  • eine halbe rote Spitzpaprika (die erste Hälfte war gemeinsam mit dem Stück Gurke im Wildkräutersalat gelandet)
  • ein Stück frischer Ingwer (den ich am liebsten immer vorrätig habe, der aber irgendwann einfach mal weg muss)
  • 2 Möhren (von denen eigentlich immer welche da sind)
  • eine Miniportion gekochter Basmati-Naturreis vom Vortag
  • eine angebrochene Packung Ziegenfrischkäse
Mit Hilfe einer Zwiebel, einer köstlichen Currymischung und einem Büschel Grünzeug (in diesem Fall Giersch aus dem Garten) wurde daraus eine wunderbar harmonisch schmeckende Gemüse-Reis-Pfanne. (Hätte ich vorher gewusst, dass das Singen heute ausfällt, hätte ich noch eine Knoblauchzehe verwendet ;-). Die große Überraschung: Gurke kurzgebraten in Kombination mit frischem Ingwer schmeckt toll (damit werde ich mich sicher nochmal intensiver beschäftigen und dabei den beiden eine Hauptrolle gönnen - ihre Rolle als Nebensache haben sie jedenfalls hervorragend gespielt).

Kurzgebratenes à la Alles-was-da-ist


Zutaten (alles bio, reicht für 2 Personen)

  • 2-3 El. Sesamöl
  • 1 Zwiebel
  • 1/4 von einem kleinem Rotkohl
  • 2 Möhren
  • 2 cm frischer Ingwer
  • 1/2 rote Spitzpaprika
  • 1/3 Salatgurke
  • Salz
  • Currymischung (für die schnelle Küche habe ich immer eine fertige Mischung parat, Zusammensetzung siehe Foto oben - Foto lässt sich durch Anklicken vergrößern)
  • 1 Tasse gekochter Basmati-Naturreis
  • 1/2 Becher Ziegenfrischkäse (für eine vegane Variante z.B. Tofu oder Soja-Frischhkäse verwenden)
  • 1 kleine Handvoll Grünzeug (z.B. Giersch, andere Wildkräuter, Petersilie, Bärlauch oder was sonst grad da ist)
Zubereitung

Vorbemerkung: Wenn die einzelnen Rezeptschritte in der angegebenen Reihenfolge nachvollzogen werden und der Koch / die Köchin recht schnell arbeiten, dann dürfte die jeweilige Garzeit der Gemüsesorten genau richtig bemessen sein - vorausgesetzt, man mag Gemüse mit Biss.

  1. In einem Wok oder einer großen Pfanne (Pfannendurchmesser größer als Kochplattendurchmesser) Öl erhitzen. Zwiebel schälen, in Streifen schneiden und anbraten.
  2. Rotkohl (ohne Strunkansatz) fein hobeln. Zwiebeln an den Rand der Pfanne schieben, Rotkohl in die Mitte geben, bei mittlerer Hitze schmoren.
  3. Geschälten Ingwer in feine Stifte, dünn geschälte oder geschrappte Möhren schräg in ca. 3 cm dicke Scheiben schneiden. Rotkohl wenden, an den Rand schieben, Möhren und Ingwer in die Mitte geben.
  4. Paprika entkernen und in feine Streifen schneiden. Ungeschälte Gurke längs halbieren, Kerne mit einem Löffel entfernen, quer in ca. 3 cm dicke Streifen schneiden (ergibt halbkreisförmige Streifen). Möhren und Ingwer wenden, mit Rotkohl und Zwiebeln mischen, an den Rand schieben. Paprika und Gurke in die Mitte geben, ca. 2 min schmoren.
  5. Grünzeug grob hacken.
  6. Hitze weiter reduzieren. Alles miteinander vermischen, kräftig mit der Currymischung und Salz würzen, abschmecken. Reis und Hälfte der Kräuter unterheben. Frischkäse teelöffelweise in das Gemüse setzen, 1-2 min ziehen lassen. 
  7. Zweite Hälfte des Grünzeugs darüberstreuen und servieren. (Als Deko habe ich hier die - esssbaren - Blüten von Schlüsselblumen aus dem Garten verwendet. In freier Natur stehen sie unter Naturschutz!)
Guten Appetit!



Kommentare

  1. "Resteveredlung" gefällt mir ausgesprochen gut! (und ich wußte gar nicht, dass die kleinen Gelben unterNaturschutz stehen...). So etwas in der Art mache ich auch häufig. Zumal ich meist nicht für ein bestimmtes Gericht einkaufe, sondern einfach etwas, was mir gefällt und dann geht es ständig so, mist, das und das muss weg :-) (Gut für uns Leser, dass deine Chorprobe audgefllen ist, was singt ihr denn so?)

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  2. Antworten
    1. Danke für das Kompliment ;-) Habe das Resteveredeln-Bloggen mit einem Reste-Singen verbunden und die Text- und Melodiefragmente, die sich in meinem Kopf befinden, herausgeträllert. Der größere Rest befindet sich in der Notenmappe im Probenraum ;-) Wir sind ein vierstimmiger Frauenchor und singen so ziemlich alles, was sich singen lässt, bzw. für das unsere Chorleiterin den Satz geschrieben hat - Klassiker, Volkslieder, Musical-Hits, Schlaflieder, Frühlingslieder, Arbeiterlieder (selbst Kalinka ist dabei). Macht Riesenspaß - auch, weil die Chorsängerinnen Lust auf Anspruchsvolles haben.

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  3. Chorsingen, super! Habe ich auch mal gemacht, Alte Musik. Und Du?

    Was Du zum Thema Resteverwertung und -veredlung sagst, unterschreibe ich alles. Reste rocken ;-). Und mit den Blumen mal wieder (die sind hoffentlich keine Reste, sondern noch lange und reichlich vorhanden) eine Augenweide. Toll!

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    1. Früher habe ich sehr viel gesungen - in Kinderchor, Schulchor, Kirchenchor, Kantorei... Dann jahrzehntelang gar nicht (auch weil ich regelmäßige Probentermine nie unter einen Hut mit meinem beruflichen/politischen Leben gebracht habe). Zur Frage, was ich heute singe, siehe Kommentar zu Eva.
      Besten Dank für dein Lob :-) Die Blümchen fange gerade an zu blühen und wie es aussieht, sind sie sehr zahlreich. Wenn die Saison der wildwachsenden Blüten vorbei ist, habe ich hoffentlich Nachschub von selbst gepflanzten/gesäten Kräutern nebst Blüten. Ich habe da jedenfalls einiges vor ;-)

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    2. Dein Chorprogramm klingt ja sehr umfangreich! Ich war da im Bereich Alte Musik thematisch etwas eingeschränkter unterwegs.

      Lieben Dank für den Kräutertipp zu meinem Kommentar bei Deinem anderen Post, das werde ich mal in die Liste mit aufnehmen. und habe mir zudem erlaubt, Deine Kräuterpracht bei meinem heutigen Beitrag zu verlinken.

      Lieben Gruß!

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    3. Herzlichen Dank für die Verlinkung und meine Empfehlung für alle, die hier mitlesen, sich mal die Spargelsuppe mit Giersch von Claudia anzuschauen (Rezept in englischer Sprache).

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  4. Ich liebe Reste!
    Wenn dann auch noch so ein wunderbarer Teller dabei rauskommt...
    Bunt, frisch und sicher köstlich!!!
    Liebe Grüße

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    1. Dein toller Baukasten-Kuchen von heute ruft ja auch danach, als Resteveredler dienen zu dürfen ;-)

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  5. Das sieht nicht nur lecker, sondern auch wunderschön aus! Danke für den Beitrag!

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    1. Herzlichen Dank für das Kompliment und den Anstupser zu diesem Rezept!

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