Da hatte ich mich noch angesichts der lecker ausschauenden Erbsen-Gnocchi von "tomatenblüte" beschwert, dass Gnocchi so aufwändig in der Zubereitung sind - und nun das: Antje kocht Gnocchi. Für sich allein, weil es dann nicht so aufwändig ist ;-)
Wie es dazu kam? Naja, im Keller warteten noch zwei Süßkartoffeln - und ich erinnerte mich dunkel an ein Rezept aus meiner "Das-will-ich-unbedingt-noch-ausprobieren-Liste": Irgendwas mit Süßkartoffeln. Dank der intelligenten Suchfunktion - ohne die ich komplett aufgeschmissen wäre und nie irgendwas wiederfinden würde - hab ichs schnell wieder entdeckt, das Rezept, zu dem ich nicht nein sagen konnte: Simone Anne Lang's Sweet Potato Gnocchi - und die gute Simone Anne Lang verwendet dafür Vollkornmehl, yeahhh! Das passiert ja nicht so häufig und muss gewürdigt werden, finde ich. Und ich habe es gewürdigt - auch durch meine mühevolle Umrechnerei von "cups" in Gramm ;-)
Ein wenig grübeln musste ich nur über die Begleitmusik für die Gnocchi. Die Variante von Simone Anne Lang mit Olivenöl und Thymian hätte ich wahrscheinlich übernommen, wenn jetzt Thymianzeit wäre. Ist es aber nicht (und wenn ich aus dem Küchenfenster schaue, siehts so aus, als wären wir Jahrhunderte von der Thymiansaison entfernt).
Also was anderes - ähem, nicht so Aufwändiges. Und da hatte ich die Erleuchtung. Die Autorin eines meiner neuesten Bücher ("Vegetarisch vom Feinsten"), Bettina Matthaei, schwärmt von einem australischen Gewürz namens Wattleseed (bei Wikipedia nur auf englisch bekannt). Es handelt sich dabei um geröstete gemahlene Akaziensamen. Kennt das jemand? Gibts das irgendwo? Es soll nach Haselnüssen, Schokolade und Kaffee schmecken. Das klingt doch grandios. (Wobei Garrett McCord auf seinem Blog "Vanilla Garlic" findet, dass "Wattleseed" eher wie eine aus "Alice im Wunderland" entlaufene Figur klingt. Recht hat er irgendwie. Das hat ihn aber nicht daran gehindert, seine Cupcakes damit zu würzen).
Wieso finde ich Wattleseed nirgends? Glücklicherweise hat Bettina Matthaei eine Alternative zum Selbermachen anzubieten: Eine Mischung aus Zimtblüten, Kaffeebohnen und Kakao. Hab ich sofort ausprobiert und ein paar Krümchen davon genascht: Schmeckte umwerfend gut! Damit war dann klar, womit ich die Gnocchi beglücken würde.
Und meine Idee war goldrichtig. Die süßlichen Gnocchi mit dem säuerlich-zwiebelig-schokoladig-kaffeeig*- zimtigen Olivenöl sind der Hit. *Hat jemand eine bessere Idee, den Geschmack von Kaffee in einem Wort zu beschreiben?
Tata, da sind sie nun, die
Süßkartoffel-Gnocchi in Begleitung von Olivenöl und falschem Wattleseed
Zutaten (alles bio, reicht für 1 Person mit großem Appetit)
Zimtblüten |
- 225 g Süßkartoffeln (roh gewogen)
- 100 g Kamut, frisch gemahlen (Kamut ist dem Hartweizen ähnlich)
- 15 g Kichererbsenmehl
- 1/2 Tl. Salz
- 2-3 El. Olivenöl
- 2 rote Schalotten
- 1 El. Zitronensaft
- 1 Tl. falsches Wattleseed (Zimtblüten, Kaffeebohnen, Kakao - Herstellung siehe unten)
- etwas Salz
- Süßkartoffeln dünn schälen, über Dampf garen (ich habe sie mit Schale gegart, das Pellen war aber recht mühsam - bestimmt habe ich auf diese Weise mehr von der Kartoffel entfernt als wenn ich sie vorher geschält hätte), mit einer Gabel fein zerdrücken (evtl. vorher ein paar Würfelchen zur Dekoration abzwacken).
- Mehl und Salz zufügen (bei fertig gekauftem Kichererbsenmehl evtl. vorher sieben, beim frisch Selbermahlen nicht nötig) und alles mit Hilfe der Gabel gut miteinander verkneten. Teig 1 bis 2 Stunden ruhen lassen - er dürfte jetzt so weit ausgequollen sein, dass sich der Teig zu einer Kugel formen lässt. (Wem das Ganze noch zu weich vorkommt, kann etwas Mehl zufügen - meist ist das aber nicht nötig. Solange sich mit bemehlten Händen kleine Gnocchi formen lassen, ist alles gut. Mit zuviel Mehl werden die Dinger gern mal gummiartig im Biss und das muss ja nicht sein ;-) Ach so, noch eine Bemerkung zum Teig: Wer zum ersten Mal Kichererbsenmehl verwendet, sollte sich beim Teignaschen nicht über den eigenartigen Geschmack wundern - das vergeht beim Garen vollständig. Und außerdem sollte man Kichererbsen sowieso nicht roh essen ;-)
- Mit bemehlten Händen kleine Gnocchi formen (ich habe zunächst eiförmige Gebilde gebastelt und diese dann mit den Zinken einer Gabel schräg etwas platt gedrückt). Auf ein mit Grieß bestreutes Brett legen. Etwa eine halbe Stunde antrocknen lassen (länger schadet auch nichts).
- In der Zwischenzeit das falsche Wattleseed herstellen: Je 1 Tl. Kaffeebohnen und Zimtblüten im Mörser oder in einem anderen geeigneten Gerät mahlen (ich verwende dafür immer eine kleine Hand-Kaffeemühle) und mit 1/2 Tl. gemahlenem Kakao vermischen. Fertig.
- Schalotten halbieren und in feine Halbringe schneiden. Olivenöl in einer Pfanne nicht zu stark erhitzen und Zwiebeln darin glasig werden lassen. Zitronensaft zufügen, umrühren, leicht einkochen lassen. Falsches Wattleseed darüber streuen und kurz mit anschwitzen. Leicht salzen.
- In einem großen Topf (am besten ist ein Nudeltopf mit Siebeinsatz) Wasser aufkochen, salzen und Gnocchi hineingeben. Vorsichtig umrühren. Nicht sprudelnd kochen sondern eher gar ziehen lassen. Wenn alle an der Oberfläche schwimmen, noch ein paar weitere Minuten ziehen lassen.
- Gnocchi im Sieb oder mit der Siebkelle herausheben, kurz abtropfen lassen und zur Schalottenmischung in die Pfanne geben. Vorsichtig miteinander vermengen.
- Zusammen mit einem Salat servieren (bei mir war es ein Fenchel-Rohkostsalat mit Mangodressing auf Romana-Salat).
Und auch dieses Rezept reiche ich noch schnell - bevor das Wochenende ganz vorbei ist - bei "tobias kocht" auf dem Kochrezepte Basar am Wochenende ein.
aufwendige Kochbuchqualität, liebevoll gestaltet, aber Gnocchi mit Vollkornmehl geht bei mir nicht. Ich habe mal Spaghetti aus Vollkorn probiert, nicht mein Fall. Genauso brauche ich Weißbrot zum Olivenöl. Wenn italienisch, dann bitte ganz.
AntwortenLöschenHallo Armin, über deinen Kommentar habe ich mich in doppelter Hinsicht sehr gefreut - zum Ersten natürlich über das tolle Kompliment zur Gestaltung! Danke! - Aber wenn ich mal ein Kochbuch schreiben sollte, dann wirds ja sowieso ein Vollwert-Kochbuch ;-)
LöschenZum zweiten bin ich dir sehr dankbar für deinen Kommentar zum Vollkorn - ich schreibe nämlich gerade an einem längeren Beitrag (muss deshalb wohl eine Fortsetzungsgeschichte werden) über das Thema "Artgerechte Ernährung". Und der Titel nimmt Bezug auf Italien...
Sind wir uns eigentlich einig, dass Süßkartoffel-Gnocchi sowieso nicht die klassische italienische Gnocchi-Variante sind? Kreativität ist also erlaubt (abgesehen davon, dass auch die Kochkünste dieser Welt nie ohne Einflüsse aus anderen (Ess-)Kulturen geblieben sind und sich ständig gegenseitig inspirieren. Aber wem erzähle ich das?
Und im Übrigen sehen das die Italiener mit den Vollkorn-Gnocchi nicht so eng wie viele von uns das glauben (wollen): Google spuckt allein bei der Suchphrase "Gnocchi integrali" 3.550 Treffer aus (von "Pasta integrale" ganz zu schweigen). Und "ciabatta integrale" produziert über 35.000 Treffer. Sind die Italiener/innen, die diese Links produzieren, keine richtigen Italiener?
Noch ein Nachtrag: Das gemeine Weißmehl hat seinen zweifelhaften Siegeszug erst mit Beginn der industriellen Revolution angetreten - Pasta waren aber schon bei den Römern bekannt.
LöschenHups, die hübschen Gnocchi hatte ich ganz übersehen. Toll sehen die aus! Und Süßkartoffeln sind eine interessante Variante, stelle ich mir sehr aromatisch vor. Du verarbeitest ja auch gern mal blaue Kartoffeln - die Gnocchi daraus werden auch toll, vielleicht magst Du mal schauen? http://lebonheurgouteux.wordpress.com/2013/01/12/vitelotte-gnocchi/
AntwortenLöschenDeine selbstgemachte Wattleseed-Mischung klingt absolut nachahmenswert, das muss ich gleich heute probieren!!! Und zum Thema Vollkorn halte ich mich mal an Deinen anderen Artikel dazu. Lieben Gruß!
Deine Vitelotte-Gnocchi hatte ich schon vorher bewundert - und mich deshalb gern der Reihe der Gnocchi-Produzentinnen angeschlossen! Die Farbe ist schon sehr lustig - bisher genieße ich sie noch etwas vorsichtig (meine Sehgewohnheit ist dabei, sich der reinen Farbe Lila im Kochtopf anzunähern ;-)
LöschenNoch ein kleiner Nachklapp zum falschen Wattleseed: Ich hatte noch etwas davon übrig und gestern kam noch ein Rest gemahlener Tellicherry-Pfeffer dazu - habe beides gemixt und einen Teil davon heute Morgen zusammen mit dem Kaffee aufgebrüht. Köstlich.
Übrigens habe ich beim Schreiben des Vollkorn-Artikels auch an dich gedacht :-) Einen ebenso lieben Gruß zurück!
Die Kaffee-Restverwertung klingt super - Du hast echt tolle Ideen!
LöschenVon Deinem Vollkorn-Artikel habe ich mich total angesprochen gefühlt und finde, dass Du darin sehr gut argumentierst. Ich glaube, es gibt heute Abend mal wieder Vollkorn-Spaghetti;-) - und bestimmt komme ich mit Deinem Rat auch zum perfekten Vollkornmehl.
Danke für die Blumen ;-)
LöschenAn den Zugriffen auf den Vollkorn-Artikel merke ich, dass er auf Interesse stößt. Nachdem ich ja auch blogtechnisch eine gewisse Entwicklung vollzogen habe, werde ich künftig verstärkt die Gourmet-Seite der Vollwert-Ernährung ("Mangiare Integrale" eben) in den Vordergrund stellen. Daran hast übrigens auch du mit deinen tollen Fotos einen Anteil - meine ersten Rezepte hier kamen ja auch relativ farblos daher und das wurde mir langsam peinlich ;-) Aber ich musste erstmal den Schritt gehen, einen kleinen Teil des Essens absichtlich kalt essen zu wollen (weil die Fotografiererei nicht mal eben mit einem Klick auf den Auslöser erledigt ist).
Vielleicht trage ich ja dazu bei, dass die eine oder andere mehr sich traut, mal Pasta, Pane oder Torta Integrale zuzubereiten. Tipps für optimale Vollkornmehlmischungen gebe ich herzlich gern weiter ;-)