Fenchel und Möhren - in Apfelwein geschmort



In einem meiner früheren Posts hatte ich mal geschrieben: "Kreativität kommt von Fülle und Hülle". Damit gemeint war, dass Kreativität befördert wird durch eine Fülle von vorhandenen "Rohstoffen" auf der einen Seite, andererseits aber auch eine gewisse Begrenzung gegeben sein muss. So kann man fröhlich drauflos kreieren, ohne sich komplett zu verzetteln.

Über einen Mangel an vorhandenen Rohstoffen in meiner Küche kann ich nicht klagen - die Begrenzung kommt jeweils durch die frischen Zutaten wie Gemüse oder Milchprodukte. Was nicht da ist, kann auch nicht verarbeitet werden. Und wenn ich ein Rezept als Inspirationsquelle nutze, muss darf ich improvisieren, da ich nur äußerst selten alle genannten Zutaten zuhause habe. Und im Sommer 2012 trat noch eine weitere Begrenzung in mein Leben: Ich vertrage nur noch Lebensmittel, die histaminarm sind. Das hat zur Folge, dass ich den Verlockungen einst so geliebter Genussmittel - z.B. reifer Kuhkäse, kräftiger Rotwein, dunkle Schokolade - weitgehend widerstehen muss.

Jetzt, nach einem halben Jahr Experimentieren und vielen neuen Erfahrungen stelle ich fest, dass ich durch diese Einschränkung neue Genussmittel entdeckt habe, die früher eher eine Nebenrolle bei mir gespielt haben. Zum Beispiel Ziegenkäse. Den mochte ich zwar schon immer sehr gern - für meine Käseauswahl zum Wochenende habe ich aber immer höchstens eine Sorte (meistens Frisch- oder Weichkäse) gekauft. Heute esse ich ausschließlich Ziegen- und Schafskäse, weil ich diese im Gegensatz zu Kuhkäse sehr gut vertrage. Und ich bin beeindruckt, wie viele verschiedene Ziegenkäsesorten es inzwischen auch in Bio-Qualität gibt.

Eine andere Neuentdeckung ist Apfelwein - allerdings nicht zum Trinken sondern zum Kochen. Eigentlich hatte ich ihn zwar gekauft, um ihn zu trinken, aber der erste Schluck war zugleich der letzte. Sorry, alle Äppelwoi-Liebhaber/innen, aber der geht gar nicht (schmeckt ein bisschen wie die Vorstufe zum Apfelessig ;-) Da ich aber leichtsinnigerweise gleich 2 Flaschen gekauft hatte, muss ich ihn ja nun irgendwie nutzen. Beim gebratenen Topinambur mit Trüffel-Pecorino habe ich den Apfelwein zum ersten Mal ausprobiert und ihn statt des im Originalrezept angegebenen Weißweins verwendet. Das Ergebnis war köstlich, der Apfelwein sozusagen das i-Tüpfelchen auf dem Topinambur.

Heute nun habe ich beschlossen, dem Apfelwein eine etwas größere Rolle zu gönnen. Und ehrlich gesagt, diese Fenchel-Zubereitung war die leckerste, an die ich mich erinnern kann. Die feine fruchtige Säure des Weins passt hervorragend zur leichten Süße der Möhren und zum Anisaroma des Fenchels. Das Ganze dann auch noch etwas ungewöhnlich gewürzt - mit frischem Ingwer, Knoblauch und Tandoori-Gewürz. Sehr empfehlenswert.
Übrigens: Mein Tandoori-Gewürz habe ich mir selbst gemischt - aus Koriander, Cumin = Kreuzkümmel, Ingwer, Knoblauch, Chili und Salz. Ich mahle es immer direkt und frisch aus der Mühle in das Gericht - so behält es viel länger sein Aroma als eine gemahlene (Fertig-)Mischung. Und es duftet einfach köstlich, wenn es kurz angeröstet wird.

Zutaten (für 1-2 Personen, alles bio)
  • 1 mittelgroße Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1-2 cm frischer Ingwer
  • 3 El. Olivenöl
  • 1 große Fenchelknolle
  • 1 große Möhre
  • Tandoori-Gewürz (Koriander, Cumin, Ingwer, Knoblauch, Chili, Salz)
  • Apfelwein
  • 1 El. Apfelsüße (ersatzweise Zucker)
  • 1 kleines Stück Ziegenmichel (würziger dänischer Ziegen-Schnittkäse)
  • Beilage: Vollkornbrötchen o.ä.
Zubereitung
  1. Zwiebel, Knoblauch und Ingwer schälen, alles in Würfel(chen) schneiden. In Olivenöl andünsten.
  2. Fenchel putzen, vierteln und in ca. 5 mm breite Streifen schneiden. 
  3. Möhre schaben oder schälen, der Länge nach vierteln und ebenfalls in Streifen schneiden.
  4. Zwiebelmischung mit Tandoori bestreuen - Menge nach Gefühl bzw. Geschmack. (Eigentlich würden hier als Gewürze auch Koriander, Cumin, Chili und Salz ausreichen - Knoblauch und Ingwer sind ja bereits drin. Ich habe aber trotzdem die komplette Mischung genommen, weils so einfacher war.) Gewürze untermischen und kurz anrösten, bis sie duften.
  5. Fenchel und Möhre hinzufügen, alles vermischen.
  6. Mit einem ordentlichen Schuss Apfelwein ablöschen und Apfelsüße unterrühren. Deckel auf die Pfanne setzen und schmoren, bis das Gemüse bissfest gegart ist (ca. 10 min).
  7. Ziegenkäse in feine Streifen hobeln (ich benutze dazu einen Trüffelhobel).
  8. Gemüse abschmecken, evtl. nachsalzen bzw. ein wenig mehr Süße hinzufügen. Herdplatte ausschalten.
  9. Ziegenkäse auf dem Gemüse verteilen, Deckel aufsetzen und ein paar Minuten ziehen lassen, bis der Käse fein zerlaufen ist.
  10. Zum Essen Vollkornbrötchen o.ä. reichen.
Guten Appetit!


Dieses Rezept werfe ich auch auf den Markt beim "Kochrezepte Basar am Wochenende" von "tobias kocht!". Danke, Tobias, für diese nette Einrichtung.


Kommentare

  1. Gut geworfen...da kann ich gleich auffangen!

    Da sind nur gute Sachen drin, die sich bis auf den Ziegenkäse gerade alle im Kühlschrank befinden.
    Liebe Grüße

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    1. Hihi, das Kompliment erinnert mich an meine Schulzeit und meine mittels Zeugnisnoten in Sport verbriefte Unfähigkeit, gut zu werfen (ich habe Schlagballwerfen gehasst). Wie gut, dass das Leben auch andere Wurfqualitäten fördert. In diesem Sinne einen schönen Sonntag bei leckerem Oranngenkuchen ;-)

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  2. Oh, das stelle ich mir sehr lecker vor! Und Äppelwoi trinken selbst die gestandenen Frankfurter eher aus Lokal-Patriotismus und weniger aus Genuss ;-). Jedenfalls nach meiner Erfahrung, wir sind häufiger mal dort.

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  3. Na, dann bin ich ja beruhigt. Ich dachte schon, die mögen das wirklich ;-) Im Übrigen könnte ich mir die Fenchel-Möhren gut in Begleitung deines Vanille-Schalotten-Ciabattas vorstellen!

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    1. Du hast recht - das wäre bestimmt eine gute Kombi!

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