Lauwarmer Mizuna-Salat mit Linsen-Curry-Plätzchen


Dieses köstliche Abendessen ist entstanden, weil ich mich durch die Blogparade* "Essen auf Reisen" spontan angesprochen fühlte. Dabei wurde mir erst später klar, dass der Titel "Essen auf Reisen" gar nicht so gemeint war wie ich ihn verstanden hatte. Ich dachte nämlich augenblicklich an die Frage, die ich mir immer wieder aufs Neue stelle, wenn ich beruflich unterwegs bin (und das kommt ja relativ häufig vor): "Was nehme ich bloß zum Essen mit?" Eigentlich soll es in der Blogparade aber eher um das landestypische Essen auf Urlaubsreisen gehen. Auch ein schönes Thema. Ich bleibe aber trotzdem bei meinem (und hoffe, dass ich damit nicht disqualifiziert werde). *Was ist eine Blogparade?

"Essen auf Reisen" ist für mich etwas ganz Besonderes und braucht immer eine gewisse Vorbereitung - Fast Food bzw. die übliche Beköstigung auf Bahnhöfen kommt gar nicht in die Tüte. Dazu bin ich zu anspruchsvoll: Vegetarisch, bio, vollwertig. Basta. Und neuerdings auch noch histaminarm. Aber wo gibts sowas schon zu kaufen? Also selbermachen - vorher Sandwiches belegen, pikante Muffins backen oder Bratlinge braten.

Und dieses Mal hatte ich Lust auf Linsen-Curry-Plätzchen. Rote Linsen sind eine wunderbare Grundlage für Bratlinge und eignen sich besonders gut dafür, aus der selben Grundzubereitung zunächst eine leckere Suppe zu bereiten (Tag 1), an Tag 2 ein Abendessen mit Linsen-Plätzchen zu gestalten und den großen Rest der Bratlinge für den Tag X zuzubereiten und dann einzufrieren.

Heute war Tag 2 und es gab Curry-Linsen-Plätzchen mit lauwarmem Mizuna-Salat. Die Idee zu dieser ausgesprochen leckeren Beilage stammt ursprünglich von tomatenblüte, die ein Pasta-Gericht mit "Cima di Rapa" kreiert und nebenbei bemerkt hatte, dass das italienisch klingende Gemüse wohl leider nicht unbedingt zur Grundausstattung des Gemüsehändlers um die Ecke gehört.


Cima di Rapa? Hatte ich noch nie gehört. Aber da ich ja ein neugieriger und wissbegieriger Mensch bin, habe ich recherchiert. Herausgekommen ist die Erkenntnis, dass ich dieses "exotische" Gemüse im vergangenen Sommer auf dem Bio-Gemeinschaftsacker selbst angebaut und für köstlich befunden hatte. Allerdings hieß das nicht Cima di Rapa sondern Stielmus (oder auch Rübstiel). Tatsächlich handelt es sich dabei um die Stiele der Steckrübe - wobei die Rüben dabei so dicht ausgesät werden, dass sich keine Knolle bilden kann und Energie bzw. Geschmack voll in die Blätter gehen. Soso. Cima di Rapa heißt das also auf modern. Klingt genauso gut wie Ruccola (statt Rauke).


Und gestern beschwerte sich Claudia in ihrem Blog Le Bonheur Goûteux, dass sie noch immer vergeblich nach Cima di Rapa suche. Stattdessen kreierte sie ein Gericht mit Steckrüben. Damit allerdings war sie ganz dicht dran (siehe oben) - und wenn ich mit Hilfe des Wörterbuchs richtig übersetzt habe, dann heißt Cima di Rapa nichts anderes als "Krone der Knolle" oder so.


Und nun kommt Mizuna ins Spiel. Die nämlich ist die asiatische Version des Rübstiels und ich habe sie flugs bei meinem Online-Bio-Gemüsehändler bestellt. Und weil der Rübstiel möglichst frisch gegessen werden sollte, habe ich kurzerhand daraus eine Beilage für meine Linsen-Curry-Plätzchen gezaubert. Ich habe bewusst eine schlichte Zubereitungsart gewählt, da das Gemüse einen einzigartigen Eigengeschmack besitzt (schwer zu beschreiben - ein bisschen nach Senf, ein wenig Ruccola, eine Spur Anis, zart nach Kohl, ganz leicht bitter). Das Ergebnis war köstlich.

Hier nun die Entwicklungsstufen der Plätzchen von Tag 1 über Tag 2 bis hin zu Tag X:
Tag 1: Zunächst habe ich eine Mulligatawny zubereitet. Als Orientierung diente mir dieses Rezept.


Mulligatawny

Zutaten (alles bio, reicht für 2 Teller, wenn genug Grundmasse für Tag 2 und Tag X übrig bleiben soll) 
  • 3 EL Ghee (oder Butterschmalz) 
  • 1 große Zwiebel 
  • 3 Knoblauchzehen 
  • 2 TL Kreuzkümmel, frisch gemahlen 
  • 2 TL Koriander, frisch gemahlen 
  • 2 TL Currypulver, indisch 
  • 2 Lorbeerblätter, mehrfach leicht eingeritzt 
  • ca. 3 cm frischer geriebener Ingwer 
  • ca. 3 cm frisches geriebenes Kurkuma (Vorsicht, färbt auch Bretter, Kochlöffel und Spülbürsten gelb) 
  • 500 g rote Linsen 
  • Gemüsebrühe 
  • 50 g Kokosnuss-Creme 
  • 2 EL Limettensaft 
  • 1 dicke Scheibe feines Vollkornbrot 
  • schwarzer Sesam zum Garnieren 
Zubereitung
  1. Ghee in einem großen Topf erhitzen. Zwiebel und Knoblauch schälen und (fein) würfeln, in den Topf geben und anschwitzen.
  2. Kreuzkümmel, Koriander, Curry und Lorbeer hinzufügen - anrösten, bis es duftet.
  3. Ingwer und Kurkuma zufügen, ebenfalls kurz anschwitzen.
  4. Linsen im Sieb abspülen und in den Topf geben (rote Linsen neigen dazu, beim Waschen zusammenzuklumpen - um Klumpen beim Kochen zu vermeiden, die Linsen mit dem Kochlöffel gleichmäßig verteilen). Brühe angießen (zunächst bis etwa 3 cm über den Linsen, evtl. später ergänzen). Linsensuppe solange kochen, bis die Linsen zerfallen sind.
  5. Kokosnuss-Creme unterrühren und dabei schmelzen lassen. Mit Limettensaft abschmecken.
  6. Brot in Würfel schneiden und in Ghee in einer Pfanne rösten.
  7. Mulligatawny in 2 Teller geben, mit Brotwürfeln und schwarzem Sesam bestreuen.
  8. Rest abkühlen lassen.


Tag 2: Aus der abgekühlten übriggebliebenen Mulligatawny werden nun die Linsenplätzchen zubereitet. Als Beilage gibt es lauwarmen Mizuna-Salat.


Lauwarmer Mizuna-Salat mit Linsen-Curry-Plätzchen

Zutaten (alles bio, reicht für 2 Personen)
  • Mulligatawny von Tag 1
  • 1 Ei
  • 1 kleine Zucchini
  • 1 große Kartoffel
  • 1 große Möhre
  • 50 g feine Hafer- oder Mehrkornflocken
  • 2 geh. El. Weizenvollkornmehl
  • 4 geh. El. Vollkorn-Semmelbrösel
  • Salz, Pfeffer
  • Ghee
  • kaltgepresstes Rapsöl
  • 1 rosa Zwiebel
  • 1-2 Knoblauchzehen
  • 1 Staude Mizuna (oder Cima di Rapa oder Stielmus oder Rübstiel)
  • rosa Pfefferbeeren, frisch gemahlen
  • Salz
  • 1 Tl. Rohrohrzucker
  • 1 El. Limettensaft
Zubereitung

  1. In die Mulligatawny Ei, geraspeltes Gemüse sowie Mehl, Flocken und Brösel hineinrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken, quellen lassen.
  2. Rapsöl in einer Pfanne erhitzen, kleingehackte Zwiebel darin anschwitzen. Fein gestiftelten Knoblauch dazu geben und ebenfalls andünsten.
  3. Von der Mizuna-Staude den Knollenansatz abschneiden und die Staude in ca. 3 cm lange Stücke schneiden (Blätter und Stiele möglichst wenig miteinander vermengen).
  4. Zunächst die Stiele zur Zwiebel geben und unter Rühren dünsten, bis die Stiele beginnen, glasig zu werden. Blätter zufügen, unterrühren und kurz dünsten, bis sie in sich zusammenfallen (Stiele und Blätter müssen noch gut bissfest sein).
  5. Mit Zucker, rosa Pfeffer und Salz nach Geschmack würzen, Limettensaft unterrühren.
  6. Pfanne vom Herd ziehen und abgedeckt beiseite stellen.
  7. Linsenteig noch einmal kräftig durchrühren.
  8. Ghee in einer beschichteten Pfanne zerlassen.
  9. Von der Linsenmasse mit einem Esslöffel große Nocken abstechen (so viel, wie an diesem Tag verzehrt werden sollen), in die Pfanne geben und etwas flacher drücken. Bei mäßiger Hitze (damit das Gemüse gart) von beiden Seiten braten, bis die Plätzchen schön gebräunt sind.
  10. Für den Verzehr an Tag 2 Linsenplätzchen zusammen mit dem lauwarmen Mizuna servieren.

Für das Essen auf Reisen den restlichen Linsenteig wie oben beschrieben zubereiten. Plätzchen vollständig auskühlen lassen (sie werden dann auch stabiler und für den Transport gut geeignet) und so einfrieren, dass sie für den Tag X (bzw. für mehrere Tage X) einzeln entnehmbar sind.


Guten Appetit!

Ach ja, und weil heute Wochenende ist, reiche ich dieses Kochabenteuer auch bei "Tobias kocht!" und seinem Kochrezepte-Basar am Wochenende ein.


Kommentare

  1. Auf deinen Fotos kann man wunderbar erkennen, dass Mizuna ein zarteres, feineres Gemüse ist. Ich habe Mizuna auch schon als Salat gegessen.
    Deine Beschreibung ist sehr treffend.
    Wo bestellst du online? Würde mich interessieren.

    Liebe Grüße

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    1. Lieben Dank für deinen Kommentar! Zur Zeit bestelle ich regelmäßig bei www.bringmirbio.de - hauptsächlich Käse und Gemüse. Der Frischefaktor ist ok, der Geschmacksfaktor erst recht (und bei dem Verpackungsmüll drücke ich meine Äuglein zu, habe ja wenigstens kein Auto ;-)
      Viele Grüße
      Antje

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    2. Danke....werde mir die Seite anschauen!!

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  2. Liebe Antje,
    das sieht toll aus und klingt lecker! Ich liebe warme Salate, vor allem jetzt im Winter. Interessant auch Deine Entdeckung, dass Rübstiele die Stiele der Steckrüben sind, das wusste ich nicht. Wieder was gelernt. Wir scheinen übrigens im weiteren Sinne Kolleginnen zu sein (PR). Ich bin mal Deinem Link "beruflich" gefolgt, spannende Seite.
    Liebe Grüße, Claudia

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  3. Liebe Claudia,
    mit den warmen Salaten im Winter gehts mir wie dir - kalt ists draußen schon genug. Als ich dein Rezept vom Jägerschnitzel las, musste ich lachen - da bedauertest du, dass du kein Cima di Rapa bekommen konntest und nimmst stattdessen Rapa ohne Cima :))
    Bin dir grad auch mal beruflich gefolgt und bei dem Video über den Potsdamer Platz gelandet. Kurz und treffend - hat mir gut gefallen.
    Schöne Grüße, Antje

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    1. Ja, da musste ich auch lachen, die Steckrüben-Köchin kann das Steckrüben-Grün nicht finden ;-).
      Das freut mich, dass Dir der kleine Film gefällt. Diese kleinen Travel-Sachen neben unseren eigentlichen Arbeiten machen uns immer viel Spaß.
      Und jetzt muss ich mal Deine Wintersonnen-Fotos anschauen gehen.
      Lieben Gruß
      Claudia

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    2. Auf eure "eigentlichen Arbeiten" bin ich neugierig. Gibts dazu eine Website, einen Blog oder so? Habe bei meiner Kurzrecherche nichts gefunden...

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    3. Ja, es gibt eine Webseite, www.konzeptautoren.de. Schau gern mal vorbei, wenn Du Lust hast.

      Durch Deinen Post bin ich nun auch auf das Thema Blog-Paraden aufmerksam geworden. Das ist ähnlich wie Blog-Events gedacht, oder? Also, das jemand ein Thema ausgibt und die Leute beteiligen sich daran. Finde ich toll - und Deine Interpretation des Themas Essen auf Reisen unterstütze ich schon mal nachdrücklich.

      Lieben Gruß
      Claudia

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    4. Ah, danke für die Webadresse. Sieht sehr interessant aus, was ihr da macht - werde ich mir mal vormerken (falls mich mal jemand fragt, ob ich jemanden kenne, der jemanden kennt ;-)
      Eine Blog-Parade ist ziemlich sicher das Gleiche wie ein Blog-Event. Mir hat die Teilnahme an verschiedenen Blog-Paraden geholfen, meinen Blog bekannt zu machen - und bei meinem Kraut&Rüben-Blog bin ich ja sehr flexibel, was unterschiedliche Themen angeht ;-)

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    5. Gern, ich freu mich - und habe mir Dein Profil auch mal in den Hinterkopf gelegt.
      Ich bin auch ein großer Blog-Event-Fan, man lernt viele tolle neue Blogs kennen und es macht einen Riesen-Spaß, daran teilzunehmen. Die Reise-Parade habe ich mal gebookmarkt, das klingt toll.

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  4. Hallo Antje,

    ne, natürlich wirst Du bei der Blogparade "Essen auf Reisen" nicht disqualifiziert - reisen ist reisen, egal ob aus Spaß oder weil man muss - und die Idee, aus der Basis verschiedene Gerichte zu zaubern, die dann auch noch - teilweise - mitnahmetauglich sind ist doch klasse.

    Danke für's Mitmachen und viele Grüße vom letzten Schnee an der Düssel,

    Ulli

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    1. Hallo Ulli,
      entschuldige, dass ich deinen Kommentar jetzt erst freigeschaltet habe. Entweder habe ich die Benachrichtigung darüber übersehen oder Blogger hat sie mir erst jetzt zugestellt :-(
      Freut mich sehr, dass du mein Essen fürs Reisen auf deinem Blog verlinkt hast.
      Viele Grüße (auch hier im Harz verabschiedet sich der Schnee gerade),
      Antje

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  5. Hallo Antje!
    Ich bin gerade via Zypresse bei dir gelandet und auf das tolle Mizuna Rezept gestoßen! Leider hat mein Mizuna den Frost nicht überstanden, aber zum Frühling werde ich neuen aussehen. Dann werde ich dein Rezept gleich mal ausprobieren. Sieht seeeehr lecker aus!
    LG Simone

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    1. Hallo Simone,
      besten Dank für deinen Kommentar und das dicke Lob :)
      Da ich ja in diesem Jahr endlich einen eigenen Garten besitze, werde ich mit Sicherheit auch versuchen, Mizuna und/oder die "deutsche" Variante Stielmus anzubauen. Bin gespannt.
      Liebe Grüße, Antje

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  6. hallo!!
    habe über zypresses blog den weg hierher gefunden und muss sagen: dies ist das erste rezept in dem blog, das ich richtig,richtig hmmmmmmmmmmmlecker finde.
    den salat jetzt weniger,lasse ich weg, aber die linsencurryplätzchen muß ich ausprobieren!ich hoffe, das funktioniert auch mit distelöl? rapsöl ist nicht so meins.

    übriges ist deine seite echt gut aufgemacht!
    tina

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  7. Hallo Tina, ganz herzlichen Dank für deine tolle Rückmeldung auf das Rezept und den Blog insgesamt. Klar, das geht auch mit Distelöl - ist natürlich deutlich neutraler als Rapsöl (man sollte nur darauf achten, dass man ein Öl verwendet, das auch zum Braten geeignet ist).
    Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren!

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  8. Hallo Antje,
    auch ich bin über die Blogparade von Ulrike (Zypresse) hier hereingestolpert und sehr beeindruckt von Rezepten und Fotos. Ich liebe vor allem die indische Küche und habe auch schon (vegetarisches) Mulligatawny zubereitet, aber Dein Rezept ist etwas ganz Besonderes; das werde ich demnächst ausprobieren! Und am nächsten Tag die Küchlein aus roten Linsen … mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen!
    Weiterhin viel Spaß beim Kochen und Genießen, Fotografieren und Bloggen
    Beate (die nichts isst, was Augen hat)

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    1. Hallo Beate,
      herzlichen Dank für deine tolle Rückmeldung! Glücklicherweise hat die Natur so viele köstliche Dinge geschaffen, dass wir auf Dinge mit Augen ja wunderbar verzichten können (nur die "Augen" in Kartoffeln finde ich akzeptabel ;-) Wünsche dir viel Spaß beim Kochen und noch einen schönen Restsonntag.

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