Die Lust aufs Knödelmachen hat die "Frau am Werk" in mir geweckt. Auch wenn ich mit den österreichischen Begrifflichkeiten der Original-Knödelküche (oder was bittschön sind "Schneidsemmeln" und "Knödelbrot"?) so meine Schwierigkeiten habe: Semmelknödel selber simmern wollt ich schon immer mal.
Nach dem Lesen der appetitmachenden "watscheneinfachen" Rezepte wollte ich denn auch sofort in "meinem" Bio-Supermarkt Weizen- oder Dinkel-Vollkornbrötchen kaufen. Doch ich glaube es auch heute noch kaum: Die gabs nicht. Vollkornbrötchen ja, aber nur mit ganzen Körnern. Ansonsten nur Weißmehlbrötchen. Aber bio.
Nee, nee. Ich freue mich ja täglich über den Bio-Boom und die Riesenauswahl an Bio-Produkten. Aber eines war früher doch besser: Wenn ich im Vor-Bio-Boom-Zeitalter in einen Bioladen ging, brauchte ich keine Zeit darauf zu verschwenden, auf der Zutatenliste nachzuforschen, ob es sich bei den Back- oder Teigwaren um Vollkorn- oder etwa Weißmehl-Produkte handelt. Weißmehlsachen gab es nicht. Damals wäre niemand auf die Idee gekommen, einerseits Anbaumethoden im Einklang mit der Natur zu fördern und andererseits den natürlich produzierten Lebensmitteln die wertvollsten natürlichen Inhaltsstoffe zu rauben. Ich verstehe bis heute nicht, wann genau und warum sich das geändert hat. Außerdem finde ich es nicht nur unlogisch sondern auch unökonomisch, Geld dafür zu bezahlen, dass man minderwertige Lebensmittel bekommt - während die hochwertigsten Bestandteile im Viehfutter landen. Ich jedenfalls esse sie lieber selber.
Nun aber weiter mit meiner Knödelgeschichte. Also, in meinem Lieblingssupermarkt gabs die von mir gewünschte Ware jedenfalls nicht. Ich war schon drauf und dran, stattdessen auf Vollkorn-Toastbrot auszuweichen. Habs aber gelassen und mein Glück stattdessen ein paar Wochen später in einem anderen Bio-Supermarkt versucht. Mit Erfolg. Ich habe vier wunderbare Dinkel-Vollkornbrötchen erstanden.
So, und weil ich ja nun weder in der österreichischen noch in der bayerischen Knödelküche groß geworden bin, habe ich mit den Anregungen von "Frau am Werk" im Kopf meine "Winterhuder Brötchenknödel" kreiert (Winterhude ist "mein" Stadtteil) - damit gar niemand auf die Idee kommt, diese Knödel mit Original-Semmelknödeln zu vergleichen. Das sollen die Österreicher/innen und Bayer(inne)n unter sich ausmachen.
Zutaten (alles bio) für ca. 8 Knödel:
- 4 Dinkel-Vollkornbrötchen vom Vortag
- 175 ml Sojamilch
- 1 Ei
- 1 Zwiebel
- 2 El. Olivenöl
- 3 El. Schnittlauch-Röllchen (ich verwendete Tiefkühl-Schnittlauch)
- 1 kräftige Prise frisch geriebene Muskatnuss
- Salz
Zubereitung
- Brötchen einmal längs teilen, in höchstens 1 cm dicke Scheiben schneiden und in eine flache Schüssel geben (dabei möglichst wenig Zwischenraum lassen).
- Milch erwärmen und in dünnem Strahl langsam über die Brötchen gießen, so dass möglichst alle Scheiben auf der Oberfläche mit Milch getränkt werden. Beiseite stellen und ziehen lassen.
- Zwiebel würfeln, im Öl glasig dünsten und mit dem Ei über die Brötchenmasse geben. Schnittlauch hinzufügen und kräftig würzen.
- Alles mit den Händen gründlich verkneten (dabei eventuell sehr trocken gebliebene Stücke zwischen den Fingern zerkleinern).
- Aus der Masse Knödel formen und in siedendes Salzwasser geben. Hitze herunterschalten und bei geschlossenem Deckel 15-20 min gar ziehen lassen. Knödel mit der Siebkelle herausnehmen und abtropfen lassen.
- Dazu passt geschmortes Sauerkraut - mit Salz, Kümmel und Wacholder gewürzt und mit Agavensirup sowie weißer Balsamico-Crème abgeschmeckt. Sehr lecker als Beilage sind auch gebratene Scheiben von einer gewürzten Tofu-Rolle.
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