Karamellisierter Spargel mit Mispel-Vinaigrette - Spargel in spanischer Begleitung



Die Geschichte vom Spargel in spanischer Begleitung ist relativ schnell erzählt: Mein Lieblingsbiohändler hat zur Zeit Nisperos bzw. Japanische Wollmispeln aus Spanien im Angebot (viele Obsthändler bieten die leckeren Dinger einfach nur unter der Bezeichnug "Mispel" an - dabei handelt es sich aber sicher nicht um die Echte Mispel, die wegen ihrer Konsistenz kaum reisefähig und deshalb wohl nur in den Anbauländern selbst erhältlich sein dürfte).

Und weil ich die Wollmispeln liebe, habe ich sie mir in den vergangenen zwei Wochen schon mehrfach gekauft (ist ja ein ausgesprochener Saisonartikel und die Saison ist kurz). Normalerweise esse ich sie in kürzester Zeit einfach so weg - ohne alles, pur, reiner Geschmack. Ohne alles heißt auch: Schale abziehen, Kerne und die Haut zwischen Kernen und Fruchtfleisch entfernen. Wer diese Frucht nicht kennt: Sie erinnert mich vom Geschmack her ganz entfernt an eine sonnengereifte dicke gelbe Stachelbeere, ein bisschen vielleicht auch an Physalis. Auf jeden Fall schmeckt sie süß-säuerlich und aromatisch.

Nun dachte ich mir, wie schade, dass diese tolle Frucht immer so mir nichts dir nichts in meinem Magen verschwindet. Und wollte sie deshalb ein wenig aufwerten. Und da ich gerade auch weißen Spargel da hatte, setzte ich mir die Kombination Spargel/Mispel in den Kopf. Kurz gegoogelt und einen ernst zu nehmenden Treffer erzielt: Bittersüßer Frühling – Spargel und Mispeln. Die Kombination mit Kabeljau las sich zwar interessant, aber erstens wollte ich keinen Kabeljau essen und zweitens wurden die Mispeln in dem Rezept blanchiert. Dafür waren sie mir zu schade. Also habe ich selbst etwas kreiert:

Karamellisierter Spargel mit Mispel-Vinaigrette


Zutaten
(alles bio oder aus Wildsammlung, reicht für 2 Personen als üppige Vorspeise oder leichtes Abendessen, für 1 Person mit ausreichend lecker Brot zum Stippen als üppiges Hauptgericht)
  • 500 g weißer Spargel
  • 3-5 El. neutrales Öl wie z.B. Sonnenblumen- oder Sesamöl
  • 1 geh. Tl. Rohrohrzucker
  • 3 Japanische Wollmispeln
  • ca. 1/2 Bund Schnittlauch
  • 2 Handvoll gemischte Kräuter und evtl. essbare Blüten
    Ich fand Blätter von Giersch, Schafgarbe, Gundermann, Knoblauchsrauke, die Blüten von Löwenzahn, Gundermann, Knoblauchsrauke, Wiesenschaumkraut, Veilchen und echter Schlüsselblume sowie die ersten Knospen des Spitzwegerichs (schmecken leicht nach Champignons, Abbildung siehe schwarze Minizapfen auf Foto oben - können auch mitgedünstet werden). Eine entsprechende Menge gemischter frischer Kräuter vom Markt oder Gemüsehändler ist mit Sicherheit auch sehr lecker.
  • 2 Tl. körniger mittelscharfer Senf
  • 3 El. Haselnussöl, 2 El. weißer Balsamico-Essig
  • Salz, fruchtiger Pfeffer (ich verwendete meine Neuentdeckung Voatsiperifery-Pfeffer, rosa Pfefferbeeren kann ich mir aber auch gut vorstellen)
  • Agavendicksaft (oder z.B. einen milden Honig)

Zubereitung

  1. Kräuter waschen und vorsichtig trockentupfen. Evtl. vorhandene Blüten vom Grün befreien.
  2. Spargel schälen, Köpfe abschneiden, Stangen - je nach Länge - quer dritteln oder halbieren und dicke Stangen noch einmal längs halbieren.
  3. Öl in einer großen Pfanne erhitzen, Spargelstücke (inkl. Köpfe) hineingeben und unter gelegentlichem Rühren bissfest garen und leicht bräunen lassen (dauerte bei mir mindestens 15 min)
  4. In der Zwischenzeit die Vinaigrette bereiten: Senf gründlich mit Öl verrühren, salzen und nach und nach Essig zufügen. Mit Agavendicksaft o.ä. abschmecken. Kräuter (zusammen mit Blüten) fein hacken (das Wörtchen "wiegen" gefällt mir besser - hört sich nicht so brutal an, erfordert aber ein sehr scharfes großes Messer). Von den Mispeln die Schale abziehen, halbieren, Kerne und die Haut zwischen Kernen und Fruchtfleisch entfernen. Früchte fein würfeln. Kräuter und Mispeln mit der Vinaigrette vermischen. Zuletzt frisch gemahlenen Pfeffer unterrühren.
  5. Spargel gleichmäßig mit Zucker bestreuen und mehrmals in der Pfanne wenden, bis die Spargelstücke karamellisiert und appetitlich braun geworden sind.
  6. Spargel auf Tellern anrichten und zusammen mit der Vinaigrette servieren. Dazu schmeckt frischgebackenes Brot, mit dem sich die evtl. überschüssige Vinaigrette aufnehmen lässt.
Guten Appetit!


Kommentare

  1. Du gräbst immer Sachen aus! ;-) Mispeln oder Wollmispeln, schon mal gehört und gesehen, aber noch nie geahnt, dass sie wohlschmeckend sein könnten. Sehr appetitlich, dein karamellisierter Spargel, eine gute Idee, die ich mir für das Spargelessen mit der liebsten nachbarin nächste Woche klauen werde :-) Danke. Und die Kräutlein - seufz... vielleicht gelingt die Stadtflucht irgendwann. So begnüge ich mich mit Schokominze und Zitronentymian vorm Fenster...

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    1. Klauen klappt nicht - ich gebe freiwillig und gern ;-) Lasst es euch schmecken! Bin sehr gespannt auf deine Erfahrungen. Ich war sehr angenehm überrascht von der tollen Aromakombination "herber Spargel / Karamell".
      Das mit den Kräutern auf der Fensterbank kenne ich - vor meinem Umzug habe ich jeden freien (sonnigen) Platz in der Wohnung genutzt, um dort Kräuter zu ziehen (ich hatte viele).

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  2. Oh, da sind sie ja alle beide, die Mispeln und der schwer aussprechbare Pfeffer. Fantastisch, Antje! In Deiner Rezept-Beschreibung taucht letzterer nicht mehr auf - kommt der (gemahlen) an die Vinaigrette oder sind das die (ganzen) hübschen schwarzen Gebilde auf dem zweiten Foto vom Teller-Gericht?

    Diese Mispeln würde ich ja auch gern mal versuchen - gerade jetzt im Frühling wird meine noch abzuarbeitende Zutaten-Einkaufsliste irgendwie immer länger ;-).

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    1. Uuups, danke vielmals für den Hinweis mit dem Pfeffer - schon ergänzt. Ja ja, der unaussprechliche und vor allem unmerkbare Name des Pfeffers... Aber ich habe eine Eselsbrücke gefunden und seitdem sitzt der Pfeffer auch im Kopf: "Wo hat sie Peripherie?" (vo-at-si-perifery). Geht doch ;-)
      Die hübschen kleinen Gebilde auf dem Spargel sind Blütenknospen vom Spitzwegerich - die schmecken wirklich leicht nach Champignons. Unglaublich.
      Die Mispeln mag ich auch deshalb so gern, weil sie mich über den derzeitigen relativen Mangel an frischem Obst aus hiesigen Landen hinwegtrösten. Immerhin habe ich jetzt die ersten Bio-Erdbeeren aus Deutschland entdeckt (noch nicht gekauft). Meine im Garten fangen gerade erst an zu blühen...

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    2. Blüten, die nach Champignons schmecken, würden mir glaube ich sehr munden ;-).

      Ich habe heute tatsächlich Mispeln gefunden und mit Betrübnis festgestellt, dass ich da offenbar mit einer Kontaktallergie drauf reagiere. Mal sehen, wie es in gedünstetem Zustand ist, meist verlieren sich solche Effekte beim Erhitzen ja. Den Geschmack fand ich apart, aber weniger intensiv als erwartet. Was aber wieder mal zeigt, dass man durch die vor allem auf Süße gezüchteten Obstsorten, die üblicherweise im Handel sind (auch Bio), irgendwie falsche Geschmacks-Vorstellungen hat.

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    3. Oh, das freut mich aber, dass du dich gleich auf die Suche nach Mispeln gemacht hast :-) Und wie schade, dass du darauf erstmal allergisch reagiert hast :-(
      Wie sehr die Erwartungshaltung unser Geschmacksempfinden beeinflusst, habe ich ja letztens bei meinem Rhabarberblüten-Experiment erlebt. Vielleicht habe ich die Mispel auch zu euphorisch beschrieben, weil ich sie so sehr gern mag und das natürlich auch Einfluss auf die Beschreibung hat. Und ich mag sowieso grundsätzlich lieber die säuerlichen Obstsorten (ich war schon als Kind die einzige, die sich an einem Sauerkirschenbaum mindestens genauso erfreuen konnte wie an der süßen Variante). Bei Zwetschen hatte ich bereits die unteren erreichbaren Äste leergegessen, bevor die anderen sie für reif genug zum Essen befanden.
      Ich habe immer das Gefühl, dass die Süße oft den ganz eigenen typischen Geschmack von Obstsorten verdrängt (mein Lieblingsapfel heißt deshalb auch Boskop - und das nicht nur zum Backen).

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    4. Nachtrag: Habe gerade Interessantes zum Thema Mispeln (auf englisch) entdeckt. Vor ein paar Tagen merkte ich mir dieses Rezept vor http://www.theredbistro.com/2013/05/09/vanilla-plum-tart-with-japanese-plums-loquats/?utm_source=feedly, ohne es aber bereits gelesen zu haben - und ohne zu ahnen, dass die hübschen orangefarbenen Dinger auf der Tarte Mispeln sind.
      In dem Blogbeitrag lässt sich erahnen, wie gespalten die MMenschheit in Bezug auf das Urteil über Mispeln ist ;-) Und dort gibt es auch Hinweise, mit denen sich vielleicht deine allergische Reaktion erklären lässt?

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    5. Danke für den Link! Ich habe ihn gerade schnell überflogen und schaue später nochmal genauer.

      Das Thema rohes Obst und Kontaktallergien begleitet mich seit meiner Kindheit. Durch schrittweise Desensibilisierung habe ich das bei fast allen Obstsorten (und Soja und Nüssen) aus dem Weg räumen können (wer das mitliest: Ich weiß nicht, ob das in jedem Fall gut und ratsam ist, vorher unbedingt einen Arzt konktaktieren). Mispeln sind für mich neu, da gibt es dann offenbar erstmal Alarm ;-). Ich werde einfach was Schönes damit backen, dadurch erledigen sich die meisten Kontaktallergien von selbst. Dass die Frucht nicht so süß ist, stört mich gar nicht so sehr. Ich bin zwar ein Riesen-Süßzahn, aber bei Obst darf es gern Säuerliches und leicht Angebittertes sein. Ich liebe zum Beispiel alle Beerensorten, Physalis, Zitronen (die esse ich tatsächlich pur, wenn sie vollreif sind) etc. Ich fand nur das Aroma an sich ein bisschen dünn. Da das aber meine ersten Mispeln sind, kann es durchaus sein, dass das an der Charge lag. Mispeln sind sicherlich nicht so überzüchtet und daher ist bestimmt das Aroma von Frucht zu Frucht immer mal etwas anders und unterschiedlich intensiv (kann man ja bei gesammelten Wildkräutern auch schön beobachten).

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    6. Überzüchtet sind Mispeln sicher (noch) nicht - der Fan- und Bekanntenkreis dieser Frucht scheint mir so überschaubar zu sein, dass sich die Investition wahrscheinlich nicht lohnen würde. Ich habe die Frucht schon vor Jahrzehnten kennen- und schätzengelernt - meine damaligen intensiven Erfahrungen mit der persischen Küche haben viel damit zu tun ;-) Es gibt Mispeln sogar (gezuckert) in Dosen. Ich kenne sie aber von damals nur pur - als erfrischendes durstlöschendes Obst für zwischendurch.
      Ich bin gespannt, was du damit backen wirst (die Tarte aus dem Link von oben lacht mich persönlich ja sehr an).

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  3. So, nun sind die Mispeln gebacken worden und haben uns - zusammen mit ein paar weiteren Frühlings-Zutaten - hervorragende gemundet: http://foodviewberlin.com/2013/05/17/filo-tartes-spring/

    Das Allergie-Problem war wie erwartet nicht mehr vorhanden, und die Früchte erhalten duch das Backen ein sehr aprikosenähnliches Aroma, nur säuerlicher. Ich fand's großartig! Mir fällt gerade ein, dass ich das im Post glaube ich gar nicht erwähne, wie gut die geschmeckt haben, das muss ich gleich noch nachholen. Danke für die tolle Inspiration!

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    1. Das tolle am Foodbloggen ist (u.a.), dass man nicht alles selbst ausprobieren muss, sondern erstmal anderer Leute Erfahrungen abwarten kann ;-) Danke dir sehr für das Ausprobieren der Mispel als Backzutat - eröffnet weitere Möglichkeiten... Danke schööön!

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    2. Sehr gern geschehen - und ich habe selbst zu danken für die neue Erfahrung! Meine erste Mispel :-).

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    3. Wow, ein Rezept von dem Koch Matthias Gfrörer aus dem damaligen katalanischen drei Sterne Restaurant Titan Santi Santa Maria… Ich kann mich erinnern vor circa 15 Jahren - in den nuller Jahren dort gegessen zu haben- dort auf der Speisekarte… Etwas abgewandelt nun steht es hier.

      Gruß Günther

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