Kartoffel, Einkorn, Zwetschgenmus = Kuchen


Die Geschichte der Kartoffel in meinem Leben ist eine wechselvolle - eine leidvolle war sie nie. In meiner Kindheit gehörte die Kartoffel standardmäßig zum Speiseplan - obwohl meine Mutter nicht nur eine hervorragende sondern auch experimentierfreudige Köchin war und ist und es deshalb auch früher schon Reis oder Nudeln als Sättigungsbeilage gab. Aber die noch immer andauernde Liebe meines Vaters zu Kartoffeln (insbesondere Salzkartoffeln), sorgte immer für eine regelmäßige Präsenz der Knollen auf unserem Teller.

Als ich dann zwecks Studium zunächst einige Jahre im Studentenwohnheim mit Gemeinschaftsküche verbrachte, war die Kartoffel nur selten bei mir zu Gast. Was auch daran lag, dass die Studierenden rund um mich herum aus aller Welt kamen - und ich begierig darauf war, deren Länderküche kennenzulernen. Und dabei tauchte die Kartoffel, wenn überhaupt, nur am Rande auf. Über viele Jahre hinweg orientierte ich mich kulinarisch eher an Vorderasien, speziell am Iran.

Das änderte sich radikal, als ich an Rheuma erkrankte und deshalb meine Ernährung - mit großem Erfolg - komplett auf vegetarisch, bio und vollwertig umstellte. Somit durfte dann die Kartoffel auch zunehmend größere Rollen auf meinem Speisezettel spielen. Der eigentliche Siegeszug der Knolle in meine Küche aber erfolgte, nachdem ich in den Harz zurückgezogen war: Die wöchentliche Biokiste hier enthält einfach immer Kartoffeln, so dass ich mir - weil ich die Abwechslung liebe - nun stets neue Varianten der Zubereitung einfallen lasse. Kartoffelverzehrfördernd kommt hinzu, dass ich mich im Rahmen von Slow Food seit einigen Jahren intensiv mit der traditionellen Harzer Küche beschäftige. Und wer das tut, kommt an der Kartoffel nicht vorbei.

Mein kartoffeliges Engagement gipfelte nun in der vergangenen Woche in ein besonderes Ereignis namens "Kartoffelhochzeit", das ich in Kooperation mit Volkshochschule und Slow Food in meinem "Bildungsraum" veranstaltete. Wichtiger Bestandteil dieses Events - neben Informationen über die Geschichte der Kartoffel, über Traditionen und Bedeutung der Knolle in der Harzer Küche, über Sortenvielfalt und Eigenschaften - waren die Verkostung verschiedener Kartoffelsorten sowie Kostproben von typischen Harzer Kartoffelgerichten aus meiner Küche. Eines davon präsentiere ich hier an dieser Stelle:

Kartoffel-Streuselkuchen mit Zwetschgenmus-Füllung

Vorbemerkung: Die Kartoffel im Teig macht den Kuchen nicht nur sehr lecker sondern auch saftig, was in der Kombination mit Vollkornmehl ein großer Pluspunkt ist.

Zutaten
  • 300 g mehligkochende Kartoffeln
  • 300 g Vollkornmehl aus Einkorn oder Dinkel
  • ½ Päckchen Weinsteinbackpulver, 1 Prise Salz
  • 50 g feine Haferflocken
  • evtl. 1 Tl. gemahlener Zimt
  • 1 Ei
  • 150 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker (oder 1/2 Teelöffel gemahlene Vanille)
  • 3 - 4 Esslöffel Rum
  • 75 g Butter
  • 200 g Zwetschgenmus (oder andere Marmelade)
Zubereitung
  1. Die Kartoffeln waschen und in der Schale garen, etwas abkühlen lassen, pellen und auf einer groben Küchenreibe raspeln.
  2. Die Butter bei geringer Hitze schmelzen lassen.
  3. Eine kleine Springform (Durchmesser 21 cm) einfetten oder mit Backpapier auslegen.
  4. Den Backofen auf 200 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen.
  5. Das Mehl mit Haferflocken, Kartoffeln, Salz, evtl. Zimt und Backpulver in einer Schüssel mischen und in die Mitte eine Vertiefung drücken. Ei, Zucker, Vanillezucker und Rum in die Vertiefung geben. Die flüssige Butter ringsherum auf dem Mehl verteilen und alles mit den Knethaken des Handrührgerätes verrühren (nur so lange kneten, bis sich die Zutaten gerade eben vermischt haben, ansonsten könnte der Teig zäh werden).
  6. Die Hälfte des Teigs auf dem Springformboden verteilen und mit den Händen leicht andrücken. Auf die Teigschicht das Zwetschgenmus geben und gleichmäßig verstreichen. Von der zweiten Hälfte des Teigs mit den Fingern Bröckchen abzupfen und gleichmäßig auf der Marmelade verteilen.
  7. Die Backofenhitze auf 175 Grad reduzieren und den Kuchen auf der untersten Schiene ca. 50 Minuten backen. Den Kuchen auf ein Kuchengitter stürzen, eventuell das Backpapier abziehen und vollständig auskühlen lassen.



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