In diesem Jahr ist vieles anders, so auch bei den Schlehen: Viele der Sträucher tragen tatsächlich Früchte - in Mengen, die sich zum Ernten lohnen. Aber bevor ich selber überhaupt darüber nachdenken konnte, wann ich mich zur Schlehenernte aufmachen sollte, stand bereits eine liebe Nachbarin vor meiner Tür und überreichte mir eine Milchkanne voller Schlehen. 1,4 kg. Ich war begeistert.
Da Schlehen eigentlich zunächst Frost abbekommen sollten, bevor man sie verarbeitet (weil sie dann ein wenig von ihrer Herbe verlieren), habe ich sie gewaschen und Ihnen zunächst einen mehrtägigen Aufenthalt im Tiefkühlschrank verordnet. Ursprünglich hatte ich dann vor, einen Schlehenlikör anzusetzen. Weil ich aber schon so viele verschiedene selbst angesetzte Liköre in meinem Schrank horte, von diesen aber sehr selten Gebrauch mache, habe ich mich letztlich entschieden, alle Schlehen zu Marmelade zu verarbeiten.
Wer schon einmal Schlehen roh gegessen hat, weiß, dass sie sich im Mund sehr stumpf anfühlen - ähnlich wie unreife Bananen. Dieses Phänomen ist bei mir auch nach dem Kochen nicht vollständig verschwunden - was mich jedoch nicht stört, da ich Schlehenmarmelade dazu verwende, z.B. einen Kuchen damit zu füllen oder Soßen zu aromatisieren. Und dabei verliert sich dann das stumpfe Gefühl in den übrigen Zutaten.
Schlehenmarmelade ist also für mich kein Brotaufstrich, sondern eher ein herrlich fruchtiges und leicht herbes "Gewürz" - das viele Speisen bereichert. Am liebsten mag ich sie als Füllung für einen einfachen Rührkuchen: Ich schneide den Rührkuchen in mehrere Lagen auf, bestreiche diese jeweils mit einer dünnen Schicht Schlehenmarmelade und setzte alles wieder zusammen. Köstlich. Noch köstlicher wird das Ganze, wenn ich den Kuchen zusätzlich mit einer Schicht Marzipan fülle.
Noch ein Wort zur "Marmelade": Ja, doch, ich habe wohl mitbekommen, dass die frühere "Marmelade" heute nach EU-Recht und britischem Vorbild offiziell eine "Konfitüre" zu sein hat (siehe Wikipedia >>). Da aber Erzeugnisse, die "ab Hof" oder auf Wochenmärkten verkauft werden, weiterhin Marmelade heißen dürfen, beschließe ich, dass das auch "ab Blog" gilt. Ich sage also immer dann "Marmelade", wenn nach alter Definition im Gegensatz zu Konfitüre keine erkennbaren Fruchtstückchen enthalten sind. Außerdem hat ja die britische Bevölkerung bedauerlicherweise beschlossen, die EU zu verlassen - also fühle ich mich nicht mehr an die offizielle Definition von Konfitüre (als Sammelbegriff für Konfitüre und Marmelade früherer Zeiten) und Marmelade (ausschließlich aus Zitrusfrüchten hergestellt) gebunden.
Schlehenmarmelade mit Tonkabohne
Meine Zutaten: 1,4 kg Schlehen, Saft von einer Zitrone, 500 g Zucker, 500 ml Apfelsaft, eine Tonkabohne, 18 g Apfelpektin
- Die Schlehen gebe ich in einen großen Topf, füge Apfel- und Zitronensaft hinzu und lasse das Ganze so lange kochen, bis die Schlehen sehr weich sind.
- Nun gebe ich die Schlehen in ein großmaschiges Sieb, welches ich über einen Topf gehängt habe. Mit einem Holzlöffel drücke ich das Fruchtfleisch durch das Sieb, bis die Kerne übrig bleiben.
- Den Zucker vermische ich mit dem Pektin und der geriebenen Tonkabohne, streue ihn in die Schlehenmasse und lasse das Ganze einmal aufkochen und ein paar Minuten bei geringerer Hitze weiter köcheln.
- Nun mache ich die Gelierprobe: Ich entnehme einen Teelöffel voll und gebe diesen auf einen kalten Teller. Wenn die Marmelade geliert, ist sie fertig.
- Ich lasse den Topf auf der Herdplatte bei sehr geringer Hitze stehen und fülle die Marmelade nacheinander in sterilisierte Gläser, verschließe diese jeweils sofort, stelle sie ein paar Minuten auf den Kopf (damit im "Leerraum" eventuell angeflogene Bakterien kein Unheil anrichten), drehe die Gläser wieder um und lasse sie vollständig auskühlen.
- Ich prüfe, ob sich bei allen Twist-off-Gläsern ein Vakuum gebildet hat bzw. ob bei Weckgläsern der Deckel festsitzt, nachdem ich die Klammern entfernt habe. Bei sauberer Verarbeitung hält sich diese Marmelade meiner Erfahrung nach jahrelang im Keller.
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