Schokoladen-Köstlichkeit "Viva Australia"



Mit Australien verbindet mich persönlich eigentlich nichts - mal abgesehen von einigen (mir sehr nahestehenden) lieben Menschen, deren Reiseberichten ich fasziniert zugehört habe. Und deshalb war meine erste spontane Reaktion auf das aktuelle Blogevent "DOWN UNDER im kochtopf" auch eine leicht enttäuschte. Australien? Och nö. Da hab ich ja sowas von keine Erfahrung mit. Aber...

8 Jahre Blog-Event - Down Under im kochtopf plus Verlosung (Einsendeschluss 15. Mai 2013)... nachdem ich die gesamte Einladung gelesen hatte, kam die Motivation zum Mitmachen dann doch. Denn an diesem Event kann sich auch beteiligen, wer "mindestens eine australische Zutat" verwendet. Im Geiste ging ich schnell meine Küchenschränke durch - und fand gleich vier typisch australische Zutaten: Macadamia-Nüsse, Macadamia-Öl, Akazienhonig und Wattleseed. Das heißt, Letzteres besaß ich noch nicht wirklich, sondern vorerst nur ein selbsthergestelltes Imitat. Denn...

... als ich zum ersten Mal von Wattleseed hörte bzw. las, hatte ich noch keinen Händler mit diesem einzigartigen Gewürz aus gerösteten Akaziensamen im Portfolio gefunden. Und so folgte ich dem Tipp von Bettina Matthaei, der Autorin von "Vegetarisch vom Feinsten", und stellte ein Wattleseed-Surrogat aus Kaffee, Zimtblüten und Kakao her - und würzte damit meine Süßkartoffel-Gnocchi. Anlässlich der Blogparade "DOWN UNDER im kochtopf" machte ich nun einen erneuten Versuch, des Originalgewürzes habhaft zu werden. Der Versuch war erfolgreich.

Original
Echtes Wattleseed sieht dem nachgemachten ziemlich ähnlich. Geschmacklich musste ich aber erstmal versuchen, das intensive Aroma des Surrogats zu vergessen, um das Echte schätzen zu lernen. Es schmeckt (wie anderswo immer beschrieben) ein wenig nach Kaffee, Kakao und Haselnüssen - in der Gesamtheit aber eben doch einzigartig und nicht nachmachbar. Die Konsistenz des Gewürzes würde ich als "grießartig" bezeichnen - das heißt, es sind nach dem Kochen oder Backen immer winzige Körnchen zu spüren. So wie in bestimmten Schokoladensorten die beigefügten Kakao- oder Kaffeebohnensplitter noch spürbar sind...

Fälschung
... und genau das brachte mich auf die Idee zum Rezept. Schon seit geraumer Weile experimentiere ich mit dem Herstellen von schokoladenartigen Süßigkeiten aus Rohkakao(butter). Und ich habe damit ein neues Hobby gefunden. Nicht nur das: Seit ich meine "Schokolade" selber mache, möchte ich bitte bitte keine gekaufte Schokolade mehr geschenkt bekommen - Selberkaufen kommt ohnehin nicht mehr in Frage. Das selbstfabrizierte Zeug schmeckt so köstlich unverfälscht, lässt sich in unendlich vielen Varianten produzieren, schmilzt bei Zimmertemperatur nicht davon und ist zudem so vielseitig (z.B. auch problemlos als Kuchenglasur zu verwenden), dass ich auch nicht ansatzweise mehr das Bedürfnis nach einem "richtigen" Stück Schokolade verspüre.

Auf die Spur dieser selbstgemachten Schokolade bin ich durch ein Buch aus der Vollwertküche gekommen. Die Rezepte im Buch sind allerdings so lieblos und z.T. auch albern präsentiert, dass man schon sehr neugierig sein muss, um es nicht achtlos und verärgert in die Ecke zu verbannen. Ich bin glücklicherweise sehr neugierig.

Nun würde ich hier gern auf das Buch verweisen. Die Autorin besteht aber ausdrücklich darauf, dass ihre Rezepte nicht weitergegeben werden. Warum auch immer sie nicht möchte, dass sich ihre Rezeptideen verbreiten (und das Buch damit ja auch beworben würde): Ich verzichte also dankend darauf, eines ihrer Rezepte weiterzugeben und veröffentliche hiermit mein eigenes. Ich habe halt vorher so lange mit den Originalrezepten herumexperimentiert, bis ich Geschmack, Konsistenz und Zubereitungsweise so weit - wie ich finde - optimiert habe, dass ich jetzt hier und heute und ohne Hemmungen eine meiner eigenen Kreationen vorstellen kann:

Schokoladen-Köstlichkeit "Viva Australia"



Zutaten

(alles bio, Ausnahme: Wattleseed stammt aus Wildsammlung)
  • 100 g Kakaonibs in Rohkostqualität
    (es handelt sich hierbei um den bröseligen Inhalt der Haut, die eine Kakaobohne umgibt)
  • 2 geh. Tl. Wattleseed
  • 75 g Macadamia-Nüsse natur
    (geröstet und gesalzen ist auch möglich, siehe Zubereitung)
  • 1 Pr. Salz
    (entfällt bei gesalzenen Nüssen)
  • 125 g Kakaobutter in Rohkostqualität
  • 100 g Akazienhonig
  • 25 g Macadamiaöl

Vorbereitung

Bevor mit der Schokoladenherstellung begonnen wird, sind zunächst einige Vorbereitungen erforderlich, um ein perfektes Endergebnis nicht zu gefährden (die fertige Schokoladenmasse könnte sonst bereits fest zu werden beginnen und sich dann nicht mehr in fein gemusterte Formen gießen lassen):
  • Zauberstab mit Universalmesser bereitlegen.
  • Wer gesalzene Macadamia-Nüsse verwendet, sollte diese vorher in einem Sieb kurz abspülen und vollständig wieder trocknen lassen.
  • Die vorgesehenen Formen bereitstellen. Geeignet sind extra für Pralinés/Schokolade bzw. Eiswürfel angebotene Silikonformen - aber auch leere rechteckige, leicht flexible Kunststoffbehälter wie z.B. die Verpackung von Frischkäse. Die hier angegebene Zutatenmenge ergibt Schokoladenmasse für je eine Praliné- und Täfelchenform sowie für zwei Schokoladentafeln aus einer Frischkäseform (ca. 1 cm dick). Hinweis: Das Foto rechts stammt nicht aus dieser Produktion.

Zubereitung

  1. In einer elektrischen Mühle Kakaonibs zusammen mit Wattlesseed und evtl. Salz so fein wie möglich mahlen - die Masse sollte klumpig sein.
    Hinweis: Ich verwende dazu eine eigens für diese und ähnliche Zwecke angeschaffte Kaffeemühle, deren Behälter sich vom Gerät trennen und heiß abwaschen lässt. Sollte die Mühle jetzt ein wenig heiß gelaufen sein, vor dem nächsten Mahlvorgang abkühlen lassen!
  2. Macadamia-Nüsse ebenfalls feinst - wenn möglich zu Mus - mahlen.
    Hinweis: Macadamias sind recht widerspenstige Nüsse. Wer sie schon einmal im Original in der Schale kennengelernt hat, weiß, dass sie sich nur unter Anwendung von roher Gewalt öffnen lassen. Aber auch die Nusskerne selbst sind hartnäckig: In meiner Mühle jedenfalls weigern sie sich, gemahlen zu werden - sie lassen sich lediglich noch runder schleifen. Ich hacke die Nüsse deshalb mit einem sehr scharfen Messer (nicht allzu) grob und gebe sie dann in die Mühle.
  3. Kakaonibs und Nüsse in einen hohen schlanken Rührbecher geben.
  4. Kakaobutter über einem Wasserbad schmelzen. Um die Rohkostqualität zu erhalten, sollte das Wasser möglichst nicht heißer sein als 40°C (Kakaobutter schmilzt bei 37°C).
  5. Honig und Macadamiaöl zusammen ebenfalls über einem zweiten, höchstens 40°C heißen Wasserbad erwärmen.
    Hinweis: Um eine Überhitzung zu vermeiden, kann die Temperatur hier auch auf 30°C gesenkt werden, die Erwärmung dient lediglich der temperaturmäßigen Anpassung an die Kakaobutter.
  6. Flüssige Kakaobutter und erwärmte Honig/Öl-Mischung über die Nuss/Kakaonibs-Mischung in den Rührbecher gießen und sofort mit dem Zauberstab gründlichst vermengen. 
  7. Sobald alles zu einer feinen homogenen Masse verarbeitet ist, die Schokoladenmasse in die bereitgestellten Formen gießen und für 2-3 Stunden zum Erstarren in den Kühlschrank stellen. Die Schokolade kann nun aus den Formen gelöst werden (sicherheitshalber vorsichtig testen). Zur kurzfristigen Aufbewahrung (1-2 Tage) reicht Zimmertemperatur, für längere Lagerung in den Kühlschrank stellen. Genießen sollte man die Schokolade aber in jedem Fall wohltemperiert!

Tipp: Da ich gerade selbstgebackene Eiserkuchen da hatte, habe ich einen Teil der Schokoladenmasse verwendet, um damit fünf knusprige Waffeln aufeinander zu schichten. Das Ergebnis nach dem Erstarren im Kühlschrank war ein wunderbar knuspriges, schokoladiges, köstliches Luxus-Kalter-Hund-Gefühl (wobei ich diesen Kekskuchen eher unter der Bezeichnung "Kalte Schnauze" kenne).

Guten Appetit!


Kommentare

  1. Köstlichst! Sowohl Deine selbstgemachte Schokolada als auch die Kalte Hundeschnauze, wow, und sehr down under. Du und noch zwei, drei andere Bloggerinnen habt mich ja schwer mit Rohkakao angefixt und inzwischen besitze ich auch die ganze Palette, Pulver, Nibs und ganze Bohnen und werde da auch bald was bloggen.

    Dein Wattleseed-Imitat vor einer Weile hatte mich schon sehr begeistert. Wenn ich lese, dass das Original weniger intensiv ist, versuche ich mich glaube ich tatsächlich lieber mal an Deiner Eigenmischung, die klingt sehr verlockend.

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  2. Merci vielmals für deine Begeisterung ;-) Ich liebe ja Experimente aus der Welt der Gewürze und deshalb musste ich das Original-Wattleseed unbedingt haben. Und ich bereue nix. Aber wenn die Dose einmal leer sein sollte, muss es nicht unbedingt eine neue sein - die Eigenmischung schmeckt eben auch toll und die Zutaten dafür habe ich immer da.
    Was machst du eigentlich mit ganzen Kakaobohnen? Die habe ich nicht in meinem Vorrat, weil ich ja sonst die Haut (die bei den Nibs schon ab ist) erst noch entfernen müsste, um eben diese Nibs zu erhalten. Oder sehe ich da was falsch?

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    1. Ganze Kakaobohnen sind eine Erfahrunge, finde ich. Man isst sie mit Rumpf und Stiel (die Haut ist nicht zäh) und kann sie entweder als Knabberei pur nehmen, sie im Ganzen karamellisieren, getrocknete Dateln damit füllen (im Prinzip wie mit einer ganzen Mandel) etc. Man kann sie natürlich auch zerdrücken und erhält so die Nibs. Die Schale zerbröselt dabei grob, aber ich sortiere sie danach nicht aus, sondern verwende sie mit, weil sie ebenfalls sehr aromatisch ist (ähnlich wie bei ungeschälten Mandeln). Die fertigen Nibs verlieren nach meiner Erfahrung schneller einen Teil ihres Aromas (klar, in den ganzen Bohnen sind sie ja auch gut verpackt). Ich bin ja gerade auf dem Cheesecake-im Glas-Trip und werde nach meiner heutigen Matcha-Variante demnächst eine Version mit Früchten und ganzen Kakaobohnen sozusagen als kleine Überraschung in der Mitte probieren. Die Rohkost-Qualität ist in dem Fall zwar dahin, aber ich bin einfach zu neugierig, wie sich das macht.

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    2. Ahhh, danke für die tollen Infos. Dann werde ich wohl beim nächsten Roh-Schoko-Einkauf auch mal ganze Bohnen kaufen - deine Erfahrungen damit machen mir gute Laune ;-) Bisher dachte ich immer: Wie blöd, warum soll ich die ganzen Bohnen kaufen, wenn ich hinterher die Haut sowieso abpulen muss? Auf die Idee, die Haut mitzuessen, wäre ich nicht gekommen. Bin sehr gespannt auf deine Variationen von der Kakaobohne (und ein Döschen Matcha steht bei mir auch seit Kurzem rum und wartet auf Verwendung).

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  3. Wow! Ich bin schwer beeindruckt. Das ist wohl die beste selbstgemachte Schokolade, die ich bis jetzt gesehen habe. Und ein Gewürz aus dem Busch. Down Under pur. Auch Dein kalter Hund kann sich mit den schönen Veilchen sehen lassen. Ich frage mich nur, wo bekomme ich die Zutaten? Ich meine welche Geschäfte führen diese Zutaten?

    Liebe Grüße
    Anna

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    1. Liebe Anna, dein Lob ehrt mich sehr - bin ich doch begeisterte Anhängerin deiner "Himmlischen Süßigkeiten". Danke schööön!
      Habe kürzlich dein Grieß-Halwa mit Vollkorn-Grieß gemacht. Himmlisch!
      Da ich in einem kleinen Dorf im Harz lebe, habe ich gar nicht erst versucht, ein Geschäft aufzutreiben, das die Zutaten anbietet sondern alles gleich online eingekauft. Das Wattleseed kommt von www.gourmondo.de, Kakaobutter und -nibs habe ich von www.rohschoko.de
      Lieben Gruß, Antje

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    2. Nachtrag: Das Macadamia-Öl kommt auch von Gourmondo (ist - auch preislich - ein wahres Luxusöl, allein der Geruch beim Öffnen der Flasche aber ist es wert!) Macadamia-Nüsse kaufe ich im Bioladen offline ;-)

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  4. Ich bin auch sehr begeistert von deinem Beitrag! Schade, dass ich die Schoggi nur anschauen und nicht probieren kann. Danke fürs Mitmachen!

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    1. Das Mitmachen war mir ein größtes Vergnügen! Danke für die Inspiration zu dieser Schoko-Kreation!

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