Irisches Sodabrot - Russisch Roulette für Fischhasser


Irisches Sodabrot ist eindeutig mein Favorit unter den hefelosen Broten. Hefelose Brote habe ich schätzen gelernt, als ich wegen einer (anscheinend wohl temporären) Histamin-Intoleranz auf Hefe komplett verzichtet habe. Das Irische Sodabrot aber mochte ich schon vorher sehr gern. In unseren Irland-Urlauben war es - nebst Chester und Rotwein - unser liebstes Abendbrot zwischen den Wir-essen-im-Restaurant-Abenden.

Das heißt: Es war mein liebstes Abendbrot. Das Vergnügen auf Seiten des besten Urlaubspartners der Welt war getrübt durch den stets merkwürdig fischigen Geruch und Geschmack des Brots - denn der beste Urlaubspartner der Welt hasst Fisch und alles, was auch nur ansatzweise nach Fisch riecht und schmeckt (getrocknete und dann gekochte Shiitake zum Beispiel). Aufgrund der jeweiligen Zutatenliste der Brote war nicht zu erkennen, was die Ursache des Beigeschmacks sein könnte. Irgendwann beschlosss ich, das Brot einmal selber zu backen. So konnte ich ja sicher sein, dass nichts an vesteckten Zutaten ins Brot kommt und demzufolge auch nichts nach Fisch schmecken kann.

Weit gefehlt. Das erste selbstgebackene Sodabrot roch und schmeckte nach Fisch. Und weil der beste Urlaubspartner der Welt auch sonst eine Hauptrolle in meinem Leben spielt, war das Vergnügen des selbstgebackenen Brots wieder nur auf meiner Seite uneingeschränkt.

Ich war komplett ratlos. Der Versuch, im Internet eine Lösung zu finden, war vergebens. Bis auf eine Dame bei chefkoch.de, die das Brot ohne weitere Spezifizierung ähbähhh fand, schien niemand sonst dieses Phänomen zu bemerken bzw. sich davon gestört zu fühlen. Von nun an backte (buk) ich das Brot zwar trotzdem regelmäßig aber eher für mich allein. Und dabei stellte ich Erstaunliches fest: Manchmal schmeckte es gar nicht nach Fisch, manchmal war nur ein Hauch von Meeresgetier zu erahnen und manchmal roch es wie auf einem Krabbenkutter. Großes Rätsel.

Einmal glaubte ich, die Lösung gefunden zu haben: Ein Brot, dem ich aus Versehen einen Teelöffel Zucker (der da eigentlich nicht reingehört) beigemischt hatte, schmeckte auch dem Fischhasser uneingeschränkt. Aber beim nächsten Versuch (diesmal mit absichtlichem Zucker) wars wieder vorbei mit dem Glück. Das aktuelle Brot - nach einem supereinfachen neu entdeckten Rezept für Puristen gebacken - schmeckte wieder neutral ohne merkwürdige Nebengeschmäcker. So gebe ich es nun auf, der Sache auf den Grund zu gehen (da muss wohl mal ein/e Chemiker/in ran) und spiele weiter Russisch Roulette. Für den Fall der Fälle muss dann eben immer zusätzlich anderes Brot vorhanden sein.

ACHTUNG: Habe inzwischen eine Lösung gefunden - siehe unten.

Irisches Sodabrot


Zutaten (alles bio)
  • 200 g Dinkel, fein gemahlen
  • 150 g Weizen, fein gemahlen
  • 100 g Hafer, fein gemaheln
  • 3 g Salz (gut 1/2 Tl.)
  • 4 g Natron (3/4 Tl.)
  • ca. 350 ml Buttermilch (oder 300 g Joghurt*)
Zubereitung
  1. Backofen auf 230°C vorheizen.
  2. Mehl mit Salz und Natron vermischen, Buttermilch mit einer Gabel grob einarbeiten.
  3. Teigmasse auf die Arbeitsfläche schütten und gut (aber kurz) durchkneten. Der Teig sollte gerade so fest sein, dass er sich ohne zu kleben zu einer Kugel formen lässt, die Kugel aber - auf die Arbeitsplatte gelegt - von allein flacher wird.
  4. Die Teigkugel auf ein gefettetes Backblech oder in eine runde gefettete und bemehlte Ton-/Brotbackform setzen (ich bevorzuge die Form, da bei mir frei auf dem Blech drapierte Brotteigkugeln die Angewohnheit haben, zu einem Fladenbrot zu mutieren)
  5. Teig evtl. kreuzweise oder gitterartig mit einem sehr scharfen Messer ca. 1 cm einschneiden (das Brot sieht jedoch in meinen Augen noch besser aus, wenn man es dem Teig selbst überlässt, an den richtigen Stellen zu reißen - siehe Foto oben).
  6. Brot auf der untersten Schiene in den Backofen schieben, 15 min bei 230°C backen. Hitze auf 200°C reduzieren, weitere 30 min backen.
  7. Brot auf einem Rost auskühlen lassen.

Guten Appetit!

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* [Aktualisierung vom 24. November 2014] Nach langer Zeit habe ich wiedermal Irisches Sodabrot gebacken - ohne Fischaroma. Und was soll ich sagen? Alle folgenden Versuche schmeckten ebenfalls komplett "fischfrei" (vom kritischsten aller Sodabrot-Tester bestätigt). Habe ich etwas anders gemacht als sonst? JA. Ich habe statt Buttermilch 300 g Vollmilchjoghurt verwendet. Von nun an nehme ich nur noch Joghurt.

Sodabrot-Variante mit Haselnüssen und Bärlauch, Rezept siehe hier...


Kommentare

  1. Das klingt seltsam. Ist mir an noch keinem Brot aufgefallen. Vielleicht liegt's am Natron? Und nebenbei, Shitake, finde ich, riechen nach Shitake, aber überhaupt nicht nach Fisch. Sehr seltsam, aber Wahrnehmung ist ja so eine Sache ;-). Zum Breit-Laufen: vielleicht könntest du versuchen, die Flüssigkeitsmenge etwas zu reduziern, kommt mir recht hoch vor.
    Ist das Brot denn noch am nächsten Tag (ungetoastet) genießbar? Ich habe bislang die Erfahrung gemacht, dass Backpulver (Natron)Brote unheimlich schnell austrocknen... und "buk" ist mein Lieblingswort :-)

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    1. Lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Ich vermute ja auch, dass die Kombination Buttermilch und Natron irgendwas mit dem Fischgeruch zu tun haben (letztlich ist echter Fischgeruch ja auch nichts anderes als eine chemische Reaktion von Eiweiß mit irgendwas). Dann frage ich mich nur, warum Muffins (mit Butermilch und Natron gebacken) nicht nach Fisch schmecken...
      Bei frischen Shiitake gab es das Phänomen übrigens nicht, aber als ich einmal getrocknete zum Kochen verwendet hatte, roch es eindeutig (für mich aber erst, nachdem ich darauf aufmerksam gemacht wurde) leicht nach Fisch.
      Das Brot habe ich auch nach zwei Tagen noch ungetoastet mit Genuss gegesssen. Damit das geht, muss allerdings der Flüssigkeitsgehalt recht hoch sein - und deshalb nehme ich lieber eine Form zum Brotbacken. Was ich ja generell gern tue, weil ich Brote aus reinem Vollkornmehl (und ohne Sauerteig, den ich nicht so gern mag) möglichst saftig mag - und je mehr Mehl, desto unsaftiger ;-)

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  2. Liebe Antje, wie kann man nur rausfinden, woran das liegt? Ich wäre nämlich ganz wild auf Brot, das gelingsicher nach Fisch schmeckt (zu meiner Bouillabaisse kürzlich wäre dies das Tüpfelchen auf dem i gewesen) und muss daher bei nächster Gelegenheit unbedingt auch mal Evas Algenbrot versuchen. Ich würde auch mal auf die Buttermilch-Natron-Kombi tippen, denn Du schreibst ja, dass der ungewollte Zuckerlöffel zumindest beim ersten Mal den Fischgeschmack vertrieb. In Muffins kommt ja deutlich mehr Zucker rein als ein TL, da ist dann die Fischvertreiber-Trefferquote bei 100 % - oder so ähnlich? Ich finde Fischbrot jedenfalls bestimmt super, sage ich jetzt mal, ohne es gekostet zu haben :-). Lieben Gruß!

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    1. Möglicherweise spielt auch die Zusammensetzung des Mehls eine Rolle. Ich stelle die verwendeten Getreidesorten jedesmal neu zusammen, ohne mir das immer aufzuschreiben. Gefühlsmäßig würde ich sagen: Je höher der Weizenanteil, desto fischiger das Brot. Aber nix Genaues weiß ich nich ;-)
      Deine These, dass der viele Zucker in Muffins den Fisch vertreibt, könnte stimmen. Aber Chemie war wirklich das für mich schlimmste Fach in der Schule - ich stochere hier im dicksten Nebel. Denn das ist ein Fall für Chemiker/innen - das zumindest weiß ich genau ;-) Ich geh jetzt mal in die Küche und setze ein reines Weizen-Sodabrot ohne Zucker an. Mal sehn, ob ich auf diesem Wege weiterkomme. Ich werde berichten.
      Liebe Grüße!

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  3. Mir war so, ich hätte schon geantwortet, aber ich habe bestimmt mal wieder nicht auf senden gedrückt, daher nochmal (und sorry, wenn es doch zweimal auftauchen sollte): Ich bin begeistert von der Formulierung "Zucker vertreibt Fisch aus Muffins". Man stelle sich das vor ;-)! Auf Deinen nächsten Versuch bin ich sehr gespannt.

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    1. Erster Versuch abgeschlossen - dieses reine Weizen-Sodabrot schmeckt NICHT nach Fisch (nur für Extremstfischhasser ist ein Häuchlein von Krabbenaroma zu riechen).
      Reines Weizenbrot ist mir allerdings etwas zu trocken. Aber die Testreihe wird ja mit diversen Beimischungen fortgesetzt - und protokolliert. Ich mache Meldung, sobald ich ein Fisch-Brot zustande gebracht habe ;-)

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    2. Scheint eine komplizierte Angelegenheit zu sein, dem Fisch auf die Spur zu kommen. Ich bin begeistert, dass Du dem nachgehst!

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  4. Auch wenn der Beitrag schon echt alt ist, muss ich kurz kommentieren. Ich habe schon echt an mir gezweifelt, denn mein sodabread roch so sehr nach Fisch, dass mir nun beim Gedanken daran echt übel wird. 🤪 Da bin ich mal auf die Suche gegangen. Das mit dem Yoghurt werde ich mal testen. Hast du evtl. mal normales Backpulver versucht? Vielleicht ändert das auch etwas. Oder mittlerweile andere Erkenntnisse gewonnen. Ich würde das Brot tatsächlich nochmal backen, weil die Konsistenz grundsätzlich gut fand und natürlich auch dass es so schnell gemacht ist. Liebe Grüße Verena M.

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  5. Hallo Verena, vielen Dank für deinen Kommentar. Das bestätigt mich nun darin, dass ich nicht die einzige bin, die diesen Fischgeruch wahrnimmt. Neue Erkenntnisse habe ich nicht gewonnen – was aber auch daran liegt, dass ich nur noch sehr selten Sodabrot backe, da ich Hefe wieder gut vertrage und Hefeteigbrote mir doch lieber sind. Auf die Idee, es mit normalem Backpulver zu backen, bin ich gar nicht gekommen – wäre aber sicher einen Versuch wert. Solltest du das Sodabrot einmal mit Joghurt und/oder Backpulver ausprobieren, dann würde ich mich riesig freuen, wenn du über deine Erfahrungen hier noch einmal berichten könntest. Lieben Dank und viele Grüße, Antje

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  6. Hallo! ich suche gerade online nach dem Grund, weshalb mein Nussbrot von meinem Mann als furchtbarer Geruch wahrgenommen wird - nicht fischig aber eben auch nicht lecker. Mir fiel es weniger auf. Der Grund muss das Natron sein!
    Denn anstatt Hefe habe ich den Tipp mit Natron (halbes Päckchen) und 1-2 Msp. Vitamin-C Pulver ausprobiert! Für den Fischgeruch scheint da oben wirklich das Natron+Buttermilch verantwortlich zu sein :-P

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    1. Hallo, herzlichen Dank für den Kommentar – und die Bestätigung, dass es außer mir auch noch andere gibt mit dieser seltsamen Erfahrung. Und ich bin froh, dass ich diesen Beitrag damals veröffentlicht habe, so dass es jetzt Jahre später noch zum Austausch kommt. Viele Grüße, Antje

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