Heute schreibe ich der Einfachheit halber mal bei mir selbst ab. Auf meinem Energieblog habe ich mich gestern gepflegt aufgeregt - und wer mich hier kennt, weiß, welche Freude mir sowas bereitet. Ich habe mich also aufgeregt über den SPIEGEL, der in seiner aktuellen Print-Ausgabe Hartz-IV-Empfänger/innen benutzt und sie ungefragt gegen die Energiewende in Stellung bringt.
Und gerade weil der SPIEGEL damit Stimmung mitten in der Gesellschaft macht, dachte ich mir, dass dieses Thema auch in diesen Blog gehört (und nicht nur in den Spezial-Blog Erneuerbare Energien). Denn genau wir hier, die wir uns mittendrin in der Gesellschaft bewegen, empfinden ja häufig gleichzeitig Sympathie für die Energiewende und Solidarität mit Hartz-IV-Empfänger(inne)n. Und stecken damit irgendwie fest in dem Dilemma, das uns Medien wie der SPIEGEL aufnötigen.
Deshalb also mein Text in leicht veränderter Form hier zweitverwertet:
Die Geschichte, die der SPIEGEL als Aufhänger benutzt, ist die der Frau Seck, einer alleinerziehenden Mutter mit einem Kind, die ihre Stromrechnung nicht bezahlen kann und deshalb Besuch vom "Vattenfall-Monteur" mit einem "schwarzen Werkzeug-Koffer unter dem Arm" bekommt. Und wenn die Frau dem Monteur jetzt kein Geld in die Hand drücken kann, dann sitzen sie und ihr 3-Jähriger "wie im finsteren Mittelalter" - ohne Strom für Licht, Herd, Kühlschrank und Fernseher.
Ob es dazu wirklich gekommen ist, erfahren wir allerdings nicht.
Aber allein die Vorstellung, dass es so sein könnte und dass 200 000 (Parit. Wohlfahrtsverband) oder gar 600 000 (Verbraucherzentrale) Hartz-IV-Empfänger/innen das gleiche Schicksal erleiden, sollte uns beschämen. Und - ja, es beschämt mich, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der so etwas für viel zu viele Menschen Realität ist. Ich fremdschäme mich aber noch mehr dafür, dass es Leute gibt, die diese Menschen mit solchen Geschichten ungefragt in Stellung gegen die Energiewende bringen. In diesem Fall sind es die SPIEGEL-Journalisten Catalina Schröder und Alexander Neubacher (über den ich mich an anderer Stelle zu einem anderen Thema bereits ausgiebig aufgeregt habe).
Denn in der Logik der beiden Journalisten wären letztlich die Erneuerbaren Energien - allen voran der Solarstrom - Schuld daran, wenn Frau Seck demnächst im Dunkeln sitzen müsste. Die Rechnung ist einfach: Die Förderung der Erneuerbaren Energien kostet Geld, das Geld wird auf die Stromrechnung umgelegt, die Stromrechnung steigt und steigt und steigt, Hartz-IV-Empfänger/innen können das nicht mehr bezahlen, der Strom wird abgeklemmt. Wobei im Artikel angedeutet wird, das das Hauptproblem die "Nachzahlungsfalle" sein könnte - d.h. die monatlichen Abschläge reichen nicht aus, den tatsächlichen Stromverbrauch abzubilden und am Ende kommt es dann dicke. Die Schuldigen an dieser Misere sind schnell gefunden (Zitat):
Wen erreicht das?
Und wen erreicht das nicht?
Das ist fatal! Denn genau deshalb haben Medien, Politiker/innen der Regierungsparteien oder bestimmte Vertreter der Wirtschaft ein leichtes Spiel mit solchen emotionalen Geschichten von Menschen, denen der Strom abgeklemmt wird. Diesen Geschichten müssen wir eigene dagegen setzen.
Denn hinter den Schicksalen wie das der Frau Seck stecken ja unendlich viele Geschichten, die der SPIEGEL nicht erzählt:
Unser aller Aufgabe ist es, diese Geschichten zu erzählen, zu erfahren oder zu hinterfragen - statt die Hartz-IV-Empfänger/innen zu benutzen und das Lied "Die Erneuerbaren Energien sind schuld" kritiklos mitzusingen.
Und wir müssen endlich anfangen, die Geschichte der Erneuerbaren Energien und deren Förderung als unser aller gemeinsame Geschichte zu erzählen und damit auch den Hartz-IV-Empfänger(inne)n deutlich machen, wie wichtig wir ihren Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft (vor allem unserer Kinder) nehmen. Wir brauchen diese Geschichten auch für uns - für den Großteil der Bevölkerung, der sich sowohl mit den Hartz-IV-Empfänger(inne)n als auch mit der Energiewende solidarisch fühlt. Dieser Teil der Gesellschaft ist es, wir sind es, die letztlich darüber entscheiden, ob sich diese "Abgeklemmt"-Geschichten verkaufen lassen oder nicht.
Lassen wir nicht länger zu, dass die Miesmacher einzelne gesellschaftliche Gruppierungen gegeneinander und gegen die Energiewende ausspielen. Erneuerbare Energien erzählen so unendlich viele positiv emotionale Geschichten. Geschichten, die uns bewegen - im doppelten Sinne.
Und gerade weil der SPIEGEL damit Stimmung mitten in der Gesellschaft macht, dachte ich mir, dass dieses Thema auch in diesen Blog gehört (und nicht nur in den Spezial-Blog Erneuerbare Energien). Denn genau wir hier, die wir uns mittendrin in der Gesellschaft bewegen, empfinden ja häufig gleichzeitig Sympathie für die Energiewende und Solidarität mit Hartz-IV-Empfänger(inne)n. Und stecken damit irgendwie fest in dem Dilemma, das uns Medien wie der SPIEGEL aufnötigen.
Deshalb also mein Text in leicht veränderter Form hier zweitverwertet:
Die Geschichte, die der SPIEGEL als Aufhänger benutzt, ist die der Frau Seck, einer alleinerziehenden Mutter mit einem Kind, die ihre Stromrechnung nicht bezahlen kann und deshalb Besuch vom "Vattenfall-Monteur" mit einem "schwarzen Werkzeug-Koffer unter dem Arm" bekommt. Und wenn die Frau dem Monteur jetzt kein Geld in die Hand drücken kann, dann sitzen sie und ihr 3-Jähriger "wie im finsteren Mittelalter" - ohne Strom für Licht, Herd, Kühlschrank und Fernseher.
Ob es dazu wirklich gekommen ist, erfahren wir allerdings nicht.
Aber allein die Vorstellung, dass es so sein könnte und dass 200 000 (Parit. Wohlfahrtsverband) oder gar 600 000 (Verbraucherzentrale) Hartz-IV-Empfänger/innen das gleiche Schicksal erleiden, sollte uns beschämen. Und - ja, es beschämt mich, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der so etwas für viel zu viele Menschen Realität ist. Ich fremdschäme mich aber noch mehr dafür, dass es Leute gibt, die diese Menschen mit solchen Geschichten ungefragt in Stellung gegen die Energiewende bringen. In diesem Fall sind es die SPIEGEL-Journalisten Catalina Schröder und Alexander Neubacher (über den ich mich an anderer Stelle zu einem anderen Thema bereits ausgiebig aufgeregt habe).
Denn in der Logik der beiden Journalisten wären letztlich die Erneuerbaren Energien - allen voran der Solarstrom - Schuld daran, wenn Frau Seck demnächst im Dunkeln sitzen müsste. Die Rechnung ist einfach: Die Förderung der Erneuerbaren Energien kostet Geld, das Geld wird auf die Stromrechnung umgelegt, die Stromrechnung steigt und steigt und steigt, Hartz-IV-Empfänger/innen können das nicht mehr bezahlen, der Strom wird abgeklemmt. Wobei im Artikel angedeutet wird, das das Hauptproblem die "Nachzahlungsfalle" sein könnte - d.h. die monatlichen Abschläge reichen nicht aus, den tatsächlichen Stromverbrauch abzubilden und am Ende kommt es dann dicke. Die Schuldigen an dieser Misere sind schnell gefunden (Zitat):
Den gebeutelten Stromkunden stehen subventionsverwöhnte Geschäftemacher wie der Solarfabrikant Frank Asbeck gegenüber, der es mit dem EEG zum Multimillionär mit Privatschloss, Jagdrevier und Maserati gebracht hat.Aus den Kreisen der Erneuerbaren Energien kommen als Gegenreaktion reflexartig Argumentationspapiere, die überwiegend Zahlen enthalten wie z.B. per Leserbrief an den SPIEGEL oder mittels Pressemitteilung. Alles gut gemeint und irgendwie richtig, aber...
Wen erreicht das?
- Diejenigen, die die Zahlen mittlerweile im Schlaf singen können und die wir deshalb gar nicht mehr in erster Linie erreichen müssen.
Und wen erreicht das nicht?
- Diejenigen, die sich viel mehr für menschliche Schicksale als für trockene Zahlen interessieren.
- Diejenigen, die sich im persönlichen Umfeld für die im Dunkeln Sitzenden rechtfertigen müssen (weil sie vielleicht selbst eine Solaranlage auf dem Dach haben) - aber ihrer Familie, Freunden oder Bekannten nicht mit trockenen Zahlen kommen können.
- Diejenigen, die wir dringend erreichen müssten. Und damit meine ich nicht nur die betroffenen Hartz-IV-Empfänger/innen selbst, sondern alle Menschen, die sich irgendwie für die Gesellschaft verantwortlich fühlen und denen es nicht gut geht mit der Vorstellung, dass "Hunderttausende" darunter leiden müssen, dass wir uns über die Energiewende freuen und sie sogar mitgestalten. Und diesen - emotional zutiefst beteiligten - Menschen bieten wir nichts als rationale Zahlen.
Das ist fatal! Denn genau deshalb haben Medien, Politiker/innen der Regierungsparteien oder bestimmte Vertreter der Wirtschaft ein leichtes Spiel mit solchen emotionalen Geschichten von Menschen, denen der Strom abgeklemmt wird. Diesen Geschichten müssen wir eigene dagegen setzen.
Denn hinter den Schicksalen wie das der Frau Seck stecken ja unendlich viele Geschichten, die der SPIEGEL nicht erzählt:
- persönliche Geschichten (warum schaffen es die einen, trotz Hartz-IV-Bezugs die Stromrechnungen zu bezahlen und die anderen nicht, was haben auch Hartz-IV-Empfänger/innen und deren Kinder von der Förderung der Erneuerbaren Energien?)
- behördliche Geschichten (wer berät die Betroffenen eigentlich wann und wie, welche Hilfsangebote gibt es, welche Möglichkeiten gibt es, die Nachzahlungsfalle zu verhindern?)
- politische Geschichten (warum werden die Hartz-IV-Sätze nicht angepasst, warum dürfen Hartz-IV-Bezüge - also das Existenzminimum - gekürzt werden, wer verweigert eigentlich permanent die Diskussion um eine bedingungslose Grundsicherung, wo wären wir heute ohne das EEG?)
- wirtschaftliche Geschichten (was tun die Energieversorger, um das Abklemmen und damit die verschärfte persönliche Notlage zu verhindern, welche Präventionsmaßnahmen sind denkbar bzw. werden bereits praktiziert, gibt es eine kostenlose Energie(spar)beratung, was wäre Deutschland ohne den Motor Erneuerbare Energien?)
- gesellschaftliche Geschichten (wer kümmert sich um die Betroffenen, berät und unterstützt sie, hilft ihnen, wie sähe unsere Zukunft ohne die Förderung der Erneuerbaren Energie aus, welchen Beitrag leistet jede/r Einzelne von uns zu einer lebenswerten Zukunft für Alle?)
Unser aller Aufgabe ist es, diese Geschichten zu erzählen, zu erfahren oder zu hinterfragen - statt die Hartz-IV-Empfänger/innen zu benutzen und das Lied "Die Erneuerbaren Energien sind schuld" kritiklos mitzusingen.
Und wir müssen endlich anfangen, die Geschichte der Erneuerbaren Energien und deren Förderung als unser aller gemeinsame Geschichte zu erzählen und damit auch den Hartz-IV-Empfänger(inne)n deutlich machen, wie wichtig wir ihren Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft (vor allem unserer Kinder) nehmen. Wir brauchen diese Geschichten auch für uns - für den Großteil der Bevölkerung, der sich sowohl mit den Hartz-IV-Empfänger(inne)n als auch mit der Energiewende solidarisch fühlt. Dieser Teil der Gesellschaft ist es, wir sind es, die letztlich darüber entscheiden, ob sich diese "Abgeklemmt"-Geschichten verkaufen lassen oder nicht.
Lassen wir nicht länger zu, dass die Miesmacher einzelne gesellschaftliche Gruppierungen gegeneinander und gegen die Energiewende ausspielen. Erneuerbare Energien erzählen so unendlich viele positiv emotionale Geschichten. Geschichten, die uns bewegen - im doppelten Sinne.
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