Durchblick mit diigo

Im November hatte ich in meinem Blog-Beitrag über das derzeit heißgeliebte soziale Netzwerk Pinterest versprochen, ab und zu mal ein neues Spielzeug aus dem Bereich der sozialen Medien (SocialMedia) vorzustellen. Das tue ich nun - und mein Kandidat heute heißt

diigo

Alle Internetnutzer kennen und füttern sicher fleißig die Lesezeichenleiste ihres Browsers mit Webadressen, um interessante Internetseiten schnell wiederzufinden. Da kann es schon mal passieren, dass sich die Lesezeichenleiste zu einem ausgewachsenen Verzeichnis mit Unter-Unter-Unter-Verzeichnissen entwickelt - und die -zig, wenn nicht gar hunderte von Links enthalten. Früher wurde man diesen Krempel ab und zu los, wenn sich der PC auf nimmer Wiedersehen verabschiedete und das Sichern bzw. Übertragen auf ein neues Gerät noch nicht so selbstverständlich war. Alles weg. Von vorne anfangen. Katastrophe.

Katastrophe? Nö. Bei mir nicht. Alles weg. Von vorne anfangen. Neues entdecken. Was für eine Erleichterung!

Allerdings dauerte es meist nicht lange und alles sah wieder so aus wie vor dem Unfall. Und eines schönen Tages stellte ich fest, dass ich zwar fleißig Lesezeichen sammelte, aber sie kaum nutzte. Warum? Weil es lästig war, das richtige Unter-Unter-Verzeichnis ausfindig zu machen. Das erneute Googeln ging meistens viel schneller. Blöd war nur, dass ich doch ab und zu mal gern mein ursprüngliches Lesezeichen gefunden hätte, weil dessen Relevanz erstens von mir festgestellt, zweitens für hoch befunden wurde. Ein kleiner Fortschritt war dann zwar der Google-Lesezeichendienst, aber wirklich zufrieden war ich damit nicht.

Den Ausweg aus diesem Dilemma fand ich erst, als ich diigo entdeckte. Diigo ist eine Art interaktiver sozialer - und kostenloser - Lesezeichendienst. Ich nutze ihn inzwischen ständig. Wofür? Das notiere ich mal lieber in Listenform, damit gleich erkennbar wird, warum ich diigo so schätze (ich muss allerdings dazu sagen, dass ich längst nicht alles nutze, was diigo anbietet - es kann also noch einiges mehr):
  • Lesezeichen anlegen (bookmarken) Für jede beliebige Website kann ich ein Lesezeichen anlegen, es mit Schlagworten (tags) versehen, einen Kommentar dazu schreiben, es als "privat" oder "später lesen" (read later) markieren oder öffentlich zugänglich machen. Außerdem kann ich beliebig viele Listen anlegen, in denen ich gebündelt alle Lesezeichen zu einem bestimmten Thema ablege. Auch die Listen sind entweder privat oder öffentlich. Und sobald ich irgendetwas googele und zu diesen Stichworten bereits Texte bei diigo gebookmarkt habe, erscheinen die diigo-Suchergebnisse an erster Stelle. Das heißt: Ich brauche meine Lesezeichen nicht zu durchsuchen - das erledigt Google für mich. Außerdem kann ich Lesezeichen auch einer Gruppe zuordnen (siehe Punkt 3).
  • Webseiten kommentieren, Notizen anheften, Textstellen markieren Allein diese Funktionen sind schon genial: Damit kann ich an jeden Text auf beliebigen Internetseiten Notizen anheften (sticky notes) oder Textstellen in verschiedenen Farben markieren (highlighten). Und wenn ich das nächste Mal diese Seite im Internet aufrufe, sind meine Notizen und Hervorhebungen noch da. Ich nutze diese Funktion besonders dann, wenn ich Texte schriftlich zusammenfassen will: Alle Textstellen, die wichtig sind, werden markiert und ich kann sie anschließend und jederzeit über diigo abrufen und sogar nur die gemarkerten Ausschnitte in einem Arbeitsgang kopieren und - für die Zusammenfassung - in ein Textdokument kopieren.
    Ein Beispiel für die Notizfunktion: Ich habe eine öffentliche Liste namens "Rezepte nachgekocht" angelegt. In dieser Liste befinden sich überwiegend Rezepte, die ich im Internet gefunden, selbst ausprobiert, verändert und vollwertig aufgepeppt habe. Meine persönlichen Notizen zu den einzelnen Rezepten sind für alle, die über diigo zu diesem Link finden, lesbar.
  • Gruppen anlegen und Links teilen - privat oder öffentlich Diese Funktion habe ich bislang ehrlich gesagt kaum genutzt - das wird sich aber ändern. Der Vorteil: Ich kann Links einer Gruppe zuordnen und diese Links dann mit der privaten oder öffentlichen Gruppe teilen. Die Gruppenmitglieder können ebenfalls Links hinzufügen. Ich bin bisher Mitglied der öffentlichen Gruppe "PR im Social Web" - sie wurde von den Autoren des gleichnamigen Buches angelegt und ständig um neue Links erweitert. Eine super Möglichkeit, seine Papierbücher auf elektronische Weise zu ergänzen und im Gespräch zu halten. Eine andere Möglichkeit wäre z.B., im privaten (bzw. nichtöffentlichen) Kreis eine Gruppe einzurichten und darin Links zum Thema "Nächster Urlaub" oder "Nächstes Gruppenreferat" auszutauschen.
  • Listen anlegen und teilen Das Anlegen von Listen nutze ich intensiv. Wobei ich festgestellt habe, dass die meisten meiner privaten Listen gar nicht wirklich nötig sind, weil ich über die Google- oder die Tags-Suche sowieso alles ganz schnell finde und dazu gar nicht erst in die Liste gehen muss. Aber die öffentlichen Listen sind mir wichtig! Listen, die veröffentlicht werden, sind von allen Internetusern einsehbar und können zusätzlich durch die diigo-Nutzer/innen mit Hilfe der internen Suchfunktion gefunden werden. Bei mir haben die Listen im Wesentlichen drei Funktionen:

    1. Ein paar meiner Listen dienen meinem Sendungsbewusstsein in Bezug auf bestimmte Themen wie z.B. Erneuerbare Energien oder Grüner Lifestyle. In diese Listen kommen Links, die ich anderen gern zugänglich machen möchte. Die Listen lassen sich übrigens sogar durch individuell erstellte und bezeichnete Unterteilungen gliedern und auch optisch hübscher machen.

    2. In entsprechenden Listen bookmarke ich meine Blogposts. Es ist somit ein weiterer Kanal, um die eigenen Blogs bekannter zu machen und neue Leser/innen zu gewinnen.

    3. Ich halte meine vergangenen (und zum Teil ja länger zurückliegenden) Blogposts immer aktuell, indem ich am Ende eines Posts den Link zu meiner extra für diesen Zweck angelegten diigo-Liste veröffentliche, wie z.B. in dem Beitrag zu Pinterest. Die Listen werden von mir regelmäßig aktualisiert und durch neue, kurz kommentierte Links ergänzt. Die Listen können abonniert werden und sind eine perfekte Möglichkeit, den eigenen Blog ins Gespräch zu bringen und vor allem ältere Beiträge stets auf dem Laufenden zu halten. Das Ganze hat den angenehmen Nebeneffekt, dass die eigenen Blogs stets aktuell sind und man erkennbar daran arbeitet - auch wenn gerade mal nicht die Zeit für einen neuen Beitrag ist.

    4. Ergänzung [11.03.2012]: Seit heute nutze ich die Listenfunktion auch, um hier auf meinem Blog (siehe rechte Seitenleiste) eine Art "Surf-Tagebuch" zu veröffentlichen. In dieser Liste sammele ich das, was ich aktuell im Netz gelesen und für meine Leser/innen kommentiert habe. Ausgewählte Links inklusive meiner Kommentare werden rechts angezeigt. Darunter befindet sich der Link zur gesamten Liste (die nach Datum sortiert ist). Das Surf-Tagebuch lässt sich per RSS-Feed auch abonnieren.

    5. Ergänzung [30.01.2013] Für eigene Notizen in Textform arbeitet diigo mit "Quick Note" zusammen. Auf einem digitalen Notizzettel können hier eigene Notizen gemacht und abgelegt werden. Die Notizen werden mit diigo synchronisiert und können dann ebenfalls mit beliebigen Tags versehen oder Listen zugefügt werden. Auch Bilder lassen sich hochladen und ebenso verwalten - diese Funktion nutze ich z.B., um gescannte Abbildungen aus Zeitschriften zu verschlagworten (etwa, um eine Idee für ein DIY-Projekt festzuhalten). Und inzwischen gibt es natürlich auch entsprechende Apps für diverse mobile Geräte/Betriebssysteme.
So, das waren die für mich wichtigsten Funktionen von diigo - aber, wie gesagt, da gibts noch mehr zu entdecken. Außerdem ist ein kostenpflichtiges Upgrade erhältlich, mit dessen Hilfe es z.B. möglich ist, Internetseiten im Cache zu speichern - für den Fall, dass man mal "Beweisstücke" braucht oder die Informationen so wichtig sind, dass man auf gar keinen Fall den Verlust riskieren möchte. Ich komme aber bis jetzt mit der kostenlosen Variante sehr gut zurecht.

Ach so, jetzt hätte ich beinahe das Wichtigste vergessen: Hier ist der Link zu meinem diigo-Profil. Da gibts auch eine kommentierte Linkliste zum Thema "diigo", die ich regelmäßig aktualisiere (wenn ich zu diesem Thema Links finde).

Und zu guter Letzt hier noch der Link zu einem Ergänzungsbeitrag zu diigo, den ich auf meinem Business-Blog veröffentlicht habe. Darin beschreibe ich etwas ausführlicher Punkt 4 von "Listen anlegen und teilen" (siehe oben).

Nachtrag [17.06.2012]: Heute las ich einen Aufruf zur Blogparade von "Pressebüro Pyrker" - Thema: "Welche Tools verwendet ihr als Selbständige?" Nun habe ich diesen Beitrag zwar bereits im Februar geschrieben, er taugt aber so hundertprozentig als Antwort zur Frage, dass ich ihn hiermit einem erweiterten Publikum zugänglich machen möchte. Außerdem bin ich immer noch - und mehr denn je - begeisterte Nutzerin von diigo. Und mit dieser Begeisterung stecke ich gern auch andere an. Es lohnt sich. Ach ja: Danke, "Pressebüro Pyrker", für die Veranstaltung der Blogparade. (Was ist eine Blogparade?)

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