Pinterest - Die virtuelle Pinnwand mit SocialMedia-Gefühl

[28.02.2012] Habe gerade gelernt, dass ich eine "Innovatorin" bin - weil ich zu den frühesten Pinterest-Nutzerinnen gehöre. Das gefällt. Danke, Alex. Und weil ich eine Innovatorin bin, habe ich über Pinterest schon im November 2011 geschrieben (siehe unten). Jetzt schreiben alle drüber und ich nutze die Gelegenheit, meinen Blogpost zu aktualisieren. Der konkrete Anlass: GumpelMedia hat dazu aufgerufen, über den eigenen Umgang mit Pinterest zu bloggen - als "Belohnung" winkt die Veröffentlichung des Blogs auf dem Pinterest-Board von Wolfgang Gumpelmaier. So funktioniert SocialMedia und da bin ich dabei - mit einer leicht kritischen AugenblicksAnalyse.

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Wenn ich mir heute anschaue, wie sich Pinterest in den vergangenen Wochen entwickelt hat, dann finde ich zum Teil große Unterschiede zu meinem eigenen Verhalten:

Ich nutze Pinterest nach wie vor hauptsächlich zu meinem eigenen Vergnügen - um Bilder, Fotos, Kreative, die ich unterwegs im Netz entdecke, ein wenig vor der Flüchtigkeit zu bewahren und die schönen, interessanten, sehenswerten Dinge mit anderen zu teilen. Ich re-pinne äußerst selten und sorge mit den ca. 15 % anderen Pinterest-Usern dafür, dass ab und zu auch mal neue Inhalte auf Pinterest auftauchen. Ich pinne ebenso selten meine eigenen Bilder (weil ich die Etikette von Pinterest genau gelesen habe und der Bitte gern entspreche, sich nicht in erster Linie selbst zu vermarkten). Diese selbstreferenziellen (sich auf sich selbst beziehenden) sozialen Medien killen doch letztlich die "echte" soziale Interaktivität. Dann geht es nur noch ums Geschäft - das ist zwar letztlich auch das Ziel, ich hoffe aber, dass alle Mitglieder dieses Systems sich rechtzeitig Gedanken darüber machen, wie es danach weitergehen soll. "Danach" heißt, wenn auch der/die Letzte gemerkt hat, dass innerhalb eines gigantischen Systems alle alle bezahlen und niemand mehr einen wirklichen Nutzen davon hat.

Ok, ich habe auf Pinterest nur 21 Gesamt-Follower (einzelne Boards haben mehr) - dennoch werden meine Pins direkt nach Veröffentlichung mindestens zweimal re-pinnt. Ich pinne fast täglich etwas (was mich nicht mehr Zeit kostet als etwas zu re-pinnen). Und auch auf eine Liste der "lustigsten und kreativsten" Pins hat eines meiner Bilder es geschafft. Auf meinem Blog hier landen Menschen, die von Pinterest kommen - nicht viel, aber die Absprungrate auf meinem Blog liegt konstant unter 5 % (d.h. weniger als 5 % aller Besucher/innen verlassen diesen Blog bereits nach der Einstiegsseite wieder). Qualität zahlt sich aus.

Ich nutze Pinterest als Inspirationsquelle, öffentliches Bilderbuch, kreatives Notizbuch... Nachdem sich Pinterest zu dem SocialMedia-Portal der Gegenwart entwickelt hat, ist die Qualität (nach meinen Maßstäben) deutlich gesunken. Mit großen Augen schaue ich zu, wie neu Hinzugekommene gerade mal 1 Board mit re-pinnten oder schlechten Fotos aus der eigenen Knipskiste eröffnet hatten und 5 Minuten später bereits 300 Follower besaßen. Qualität sieht anders aus.

Gut, dass es immer mehr Unternehmen gibt, die erkannt haben, dass der Fokus auf die Quantität in den sozialen Medien letztlich mehr kostet als es nutzt. Vielleicht sind wir Innovatoren, die den Staffelstab an die jetzt neu Hinzugekommenen "early adopter" weitergegeben haben (und die damit viel schneller rennen als wir), aber auch danach noch so etwas wie Impulsgeber. Impulsgeber für den Aufbau qualitativ hochwertiger sozialer Netze. Daran jedenfalls arbeite ich liebendgern weiter.

Ach ja, noch ein Satz zu meinem Umgang mit dem Urheberrecht im Zusammenhang mit Pinterest: Ich bemühe mich grundsätzlich sehr, Urheberrechte anderer zu achten und hoffe, dass mir unabsichtlich dabei keine Fehler unterlaufen. Auf Pinterest sehe ich mit den gepinnten Bildern ehrlich gesagt nicht wirklich ein Problem, da jeder Pin ja untrennbar mit der Urheberseite verbunden ist. Es käme mir gar nicht in den Sinn, anderer Leute Fotos zu nutzen, um damit auf meine eigenen Blogs zu lenken. Außerdem hat Pinterest selbst ja nun auch die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Webseiten-Betreiber ihre eigenen Inhalte davor schützen können, auf Pinterest veröffentlicht zu werden.

So, und hier beginnt nun mein ursprünglicher Beitrag zu Pinterest vom November 2011, den ich mittels Linkliste ständig auf dem Laufenden gehalten habe (was ich auch weiterhin tun werde):

[10.11.2012] Das Web 2.0 mit all seinen Möglichkeiten zur sozialen Interaktion bietet so viel mehr als nur die bekanntesten Plattformen wie Facebook, Google+, YouTube, Twitter oder Blogs. Meinen Blog hier nutze ich jetzt mal, um in loser Folge ein paar schöne, nützliche oder spaßige Tummelplätze für Mitteilungsbedürftige, Sammlerinnen, Archivare, Schöngeister, Sendungsbewusste, Neugierige, Lernwillige oder Anerkennungshungrige vorzustellen.

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Folge 1: Pinterest

Pinterest wurde von TIME zu einer der 50 besten Websites 2011 gekürt. Der Name setzt sich zusammen aus Pinnwand und Interessen. Und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Pinterest bietet eine virtuelle Pinnwand, an die man all die schönen, guten, wissens- und bewahrenswerten, interessanten Dinge pinnen kann, die man so im Netz findet. Und die man ein klein wenig vor der Flüchtigkeit schützen möchte - ohne sie gleich als Lesezeichen (bookmark) mit Verschlagwortung (tags) irgendwo abzulegen und dann dort zu vergessen, weils schneller geht, die Schlagworte neu zu googeln (es sei denn, man benutzt diigo - aber darauf komme ich in einer späteren Folge zurück).

Ich habe Pinterest zunächst als wunderbares Bilderbuch und Inspirationsquelle genutzt, ohne selbst einen Account zu besitzen bzw. aktiv zu pinnen. Pinterest ist eindeutig bilderlastig - wobei “lastig” hier das falsche Wort ist (es ist weder eine Last noch lästig). Mit anderen Worten: Die Plattform lebt von den Bildern, die von der Pinterest-Gemeinde auf eigens erstellten “boards” thematisch sortiert, kurz kommentiert und präsentiert werden.

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Am Besten mal einen Blick darauf werfen - oben in der Titelleiste von Pinterest verbirgt sich hinter “Everything” eine Liste von verschiedenen Themen, die man sich je nach Interesse anschauen kann. Hier eine Pinnwand mit dem wunderbaren Namen “Adventures in Dessert“ - Vorsicht, allein das Anschauen macht süchtig. Mit 2 Klicks ist man dann auch auf der Originalseite, von der das Foto stammt - und meistens gibts dort die Anleitung zum Selbermachen. Auch sehr schön: Die Upcyled-Pinns - dort finden sich häufig tolle Ideen für den Alltag. Die Themenpalette ist reichhaltig und bietet für jeden Geschmack etwas - z.B. Architektur, Film, Kunst, Wissenschaft, Fotografie oder Bücher.

Wer jetzt Lust bekommt, selber zu pinnen: Man muss sich einladen lassen (“Request an Invite” - geht schnell und problemlos) oder kann sich mit seinem/ihrem Facebook- bzw. Twitter-Account einloggen. Ich empfehle, als erstes die Hilfe-Seite aufzurufen - dort werden die wichtigsten Schritte einfach erklärt. Ganz wichtig: Der “Pin It”-Button für die Lesezeichenleiste, mit dessen Hilfe man von jeder Website aus seine Pins erstellen kann. Dort findet man übrigens auch passende Buttons zum Einbinden in die eigene Website oder den Blog, z.B.
Follow Me on Pinterest
Das ist dann auch der Link zu meinen eigenen Sammlungen - ich denke, es wird deutlich, dass ein Profil bei Pinterest - ganz anders als z.B. bei Facebook - die persönlichen Interessen abbildet. Ein Bilderbuch der Interessen eben.

Ach ja, noch ein Satz zur vorherrschenden Sprache: Als ich mit dem Pinnen anfing, gab es fast nur englischsprachige Nutzer/innen - also habe auch ich meine Bilder auf Englisch kommentiert. Mittlerweile sind dort auch viele deutschsprachige Pinnwände zu finden.

Was lässt sich mit Pinterest machen?
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  • ein Bilderbuch für den persönlichen Gebrauch herstellen
  • Stöbern, Schauen und Inspirationen von anderen holen
  • Pinns von anderen auf die eigene Pinnwand holen (Re-Pinnen)
  • anderen Pinnwänden folgen
  • einzelne Bilder kommentieren oder “liken”, sich darüber unterhalten
  • seine Pinnwände für andere ausgewählte Nutzer/innen freigeben, um gemeinsam Bilder zu sammeln
  • durch das Einbinden von “Pin It”-Buttons auf der eigenen Website oder dem Blog für die Verbreitung eigener Inhalte sorgen
  • Besucher/innen der eigenen Website oder des Blogs durch den entsprechenden Button zum Pinterest-Profil einladen
Beim Erstellen des eigenen Pinterest-Profils akzeptiert man auch die Etikette. Eine wichtige Regel darin lautet “Avoid Self Promotion“ (vermeide es, dich selbst zu vermarkten). Bedeutet: Pinterest lebt davon, dass man nicht in erster Linie die eigenen Bilder dort ausstellt.

Für mich ist Pinterest ein hübsches Spielzeug, das mich nicht viel Zeit kostet (ich pinne ja nur die Dinge, die ich zufällig entdecke). Ich schaue mir die Sammlung meiner eigenen Bilder immer wieder gern an - ich bastele mir (nach meinen Maßstäben) ästhetisch ansprechende Pinnwände. Seltener schaue ich mir die Pinnwände, denen ich folge, an - wenn, dann aber mit Genuss und vielleicht einer neuen Idee zum Kreativwerden. Der Austausch mit anderen ist für mich eher nebensächlich - ich freue mich aber, wenn Bilder von meiner Pinnwand re-pinnt werden.

Für mich ist Pinterest eine virtuelle Pinnwand mit SocialMedia-Gefühl.

Aktualisierung IV (14.02.2012)
Pinterest boomt ganz offensichtlich. Die einschlägigen SocialMedia-Blogs und andere Medien beschäftigen sich nun regelmäßig mit den Möglichkeiten und Hintergründen. Da ich zwar gern meine "alten" Blogposts durch ergänzende Links aktuell halte, aber nicht ständig Aktualisierungen schreiben möchte, habe ich jetzt eine öffentliche (und abonnierbare) Linkliste zum Thema angelegt, die ich nun kontinuierlich ergänzen werde.

Aktualisierung III (08.02.2012)
  • Hier ein aktueller Blogpost auf deutsch, der viele interessante Hintergrundinformationen zu Pinterest bietet (vor allem auch eine Antwort liefert auf die Frage, womit Pinterest eigentlich sein Geld verdient)
  • Wer erfolgreich ist, wird kopiert. Hier gibt es eine Übersicht (in englischer Sprache) samt Bewertung von 7 Pinterest-Imitaten.
Aktualisierung II (27.01.2012)
Und das Rad dreht sich schneller. Nun werden auch deutschsprachige Foren auf Pinterest aufmerksam. Hier ein ausführlicher Beitrag zum Thema Pinterest: Benutzung und Benefits für Unternehmen.
In einem weiteren Artikel heißt es provokativ (aber nachvollziehbar, wie ich finde): Der Newsstream von Pinterest ist potenziell relevanter als der von Facebook oder Google+

Aktualisierung I (09.01.2012):
Inzwischen hat sich Pinterest in die Top 10 der SocialMedia-Welt hochentwickelt - und entsprechend größer wird die Aufmerksamkeit. Hier zwei aktuelle "Lehrgänge" sowie eine Liste von interessanten Pinterest-Profilen (in englischer Sprache):

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