Seit Wochen harrte der Hokkaido-Kürbis geduldig in der Obstschale aus - kein Runzeln, kein Schrumpfen, keine Flecken. Manchmal frage ich mich, wie die Natur das macht - so ganz ohne (künstliche) Konservierungsstoffe. Und weil er so genügsam in Bezug auf die Lagerbedingungen ist, habe ich in den Wintermonaten fast immer ein Exemplar zur Hand.
Nun musste er dran glauben - ich hatte Appetit auf den Kürbis (der mich im Übrigen immer an meinen Erdkunde-Lehrer aus früheren Zeiten erinnert, weil er uns damals als Hausaufgabe die Anfertigung einer Zeichnung von Japan stellte - welche ich mit meiner für mich typischen Akribie und Begeisterung selbstverständlich zur vollsten Zufriedenheit löste und die mir bis heute die japanischen Hauptinseln zumindest dem Namen nach ins Gedächtnis gebrannt hat).
Die Frage, auf welche Art und Weise ich das gute Stück wohl zubereiten möchte, beantworteten mir - wie immer - der Blick in Kühl- und Vorratsschrank und meine Lust, einfach draufloszukochen. Die Idee zur "Wintersonne aus dem Ofen" kam mir aber auch angesichts unserer wunderbaren Tarte-Tatin-Form - bei deren Befüllung ich zwar rückwärts denken muss (das, was beim fertigen Gericht oben sein soll, muss beim Einschichten nach unten), die aber auf umstürzlerische Weise angenehm überraschende Ergebnisse hervorzaubert (meistens jedenfalls ).
Mit anderen Worten: Auf die Form wird nach dem Backen der dazu gehörige Teller gestülpt, samt Form umgedreht - dabei ein kurzes Stoßgebet murmeln - und das Gestürzte bewundert. In diesem Fall war die Bewunderung nicht ganz grenzenlos, da ich davon überrascht wurde, dass der flüssige Teig doch tatsächlich seiner Eigenschaft alle Ehre gemacht und zwischen die Kürbisspalten gelaufen war. So wurde es denn eine zweifarbige Sonne - wodurch der Geschmack keinen Schaden nahm.
Zutaten für 2 Personen (wie immer alles Bio)
- 1 kleiner Hokkaido-Kürbis
- 1 kleine Zwiebel
- 3 El. hochwertiges Sonnenblumenöl
- 2-3 Tl. Kürbisgewürz (ich habe mir selbst eine Mischung hergestellt - frei nach dem "Kürbiskönig" - aus: getr. Knoblauch, Ingwer, Kurkuma, Paprika, Zimt, Kreuzkümmel, Koriander, Kardamom, schwarzer Pfeffer, Vanille)
- Kürbiskerne nach Geschmack
- 3 Eier
- 120 g saure Sahne
- 60 g Weizenvollkornmehl
- Salz, Pfeffer
- ein paar dünne Scheiben Blauschimmelkäse
- zum Servieren: Guter Balsamico
Zubereitung
- Den Kürbis gründlich waschen und an der Stelle, an der er vor der Ernte sichtlich den Ackerboden berührt hat, dünn schälen (ansonsten ist die Schale bestens zum Verzehr geeignet). Stielansatz entfernen, Kürbis halbieren und mit einem Löffel die Kerne herausschaben. In ca. 2 cm dicke Spalten schneiden. Zwiebel schälen und in dünne Halbringe schneiden.
- Backofen auf 170°C vorheizen.
- Kürbisspalten im Öl von beiden Seiten anbraten (sollten noch deutlich bissfest sein), herausnehmen und strahlenförmig in eine eingeölte Auflaufform legen (am besten in eine runde Form, für die sich ein passender Teller findet), mit Salz aus der Mühle würzen.
- Zwiebel in das restliche Öl geben, weich dünsten und etwa eine halbe Minute lang die Gewürzmischung mitdünsten. Zwiebel-Mischung gleichmäßig auf dem Kürbis verteilen, mit Kürbiskernen nach Geschmack bestreuen. Käse darauf verteilen.
- Eier, saure Sahne und Mehl mixen, mit Salz und Pfeffer würzen. Mischung auf den Kürbis gießen.
- Auf die zweite Schiene von unten in den Backofen setzen und ca. 30 min backen.
- Form aus dem Ofen nehmen, einen Teller darauf stülpen und das Ganze umdrehen. Leicht rütteln und die Form abheben. Zum Essen Balsamico reichen (tropfenweise auf den Auflauf geben) und genießen.
Dazu schmeckt ein kräftiger Rotwein.
Guten Appetit.
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