Mindmapping: Schluss mit linearem Denken!


In einer meiner XING-Gruppen fragte heute jemand nach praktischen Erfahrungen mit der Methode Mindmapping. Da ich seit vielen Jahren täglich mit Mindmaps arbeite und ein überzeugter Fan dieser Methode bin, nehme ich diese Frage zum Anlass, hier mal ein flammendes Plädoyer zu halten (NEIN, ich bekomme keine Prozente bei einem Software-Anbieter!):

Schluss mit linearem Denken
Mindmapping macht Schluss mit linearem Denken (die Gedanken also immer hübsch der Reihe nach auflisten und am Ende kilometerweit scrollen, um einen gesuchten Stichpunkt wiederzufinden). Beim Entwickeln oder Erarbeiten von Texten/ Projekten/ Konzepten/ Themenfeldern mit Mindmapping sind alle Stichpunkte quasi sternförmig um das Hauptthema angeordnet. Die Unter- und Unter-Unterpunkte gehen dann zweigartig von den übergeordneten Stichworten ab. Das ermöglicht die Übersicht auf einen Blick und die "gleichzeitige" Arbeit an verschiedenen Stichpunkten.

Schluss mit quälenden Schreibhemmungen
Wer kennt das nicht: Ein Text, ein Konzept oder ein Buch will geschrieben werden – und der leere Bildschirm wird zur Qual. Mit einer Mindmap schreibe ich erstmal nur Gedankenfetzen auf und gruppiere sie dann zu einer Gliederung. Gedankenblitze, die mir bei anderen Tätigkeiten am Schreibtisch dazu einfallen, werden sofort in der Mindmap festgehalten. Und selbst wenn mir nicht einmal Gedankenfetzen einfallen wollen, beginne ich mit der formalen Gliederung (also z.B. den Stichworten „Vorwort, Einleitung, Kapitel 1, …). Dann steht da wenigstens schon mal etwas – der zermürbende Krieg mit dem leeren Bildschirm findet gar nicht erst statt. Und dann kommen auch die Ideen.

Ordnung in‘s Chaos
Egal, was einem zum Thema gerade einfällt: Es passt immer irgendwo hin (und wenn es noch keinen passenden Unterpunkt gibt, legt man eben einen neuen an). So gehen keine Gedanken verloren! Außerdem kann man die Notizen beliebig oft verschieben, neu sortieren oder zusammenfassen – besonders hilfreich beim Erstellen von Gliederungen für längere Texte (bis hin zu Büchern).

Erfolgreiches Arbeiten im Team
Abb. 2 - MindMap als Dashboard
Mindmapping eignet sich hervorragend zum gemeinsamen Arbeiten im Team (online oder im realen Workshop) – Brainstorming wird so zum Erfolgserlebnis. Beim Mindmapping sind die Hürden, sich zu beteiligen, sehr niedrig, da hier im Wesentlichen kurze Headlines und ebenso kurze Unterpunkte gefragt sind - mit anderen Worten: Hier kommt es auf (unsortierte) Ideen, Kreativität und Gedankenfetzen an. Auch der Quer- oder Späteinstieg in ein bereits laufendes Mindmapping-Verfahren ist leicht möglich - niemand muss sich durch seitenlange Texte wühlen, um herauszufinden, ob der Gedanke schon von jemandem zuvor geäußert wurde.

Unschlagbar gut strukturierte Texte
Mindmapping ist nicht dazu geeignet, ausformulierte Texte zu produzieren. Mindmapping ist aber hervorragend geeignet, die Struktur der geplanten Texte zu entwickeln. Ein auf diese Weise vorbereiteter Text ist unschlagbar gut strukturiert und bestens lesbar. (Eigentlich sollten alle Texte so begonnen werden - stattdessen schreibt man meistens irgendwie linear herunter, was einem gerade einfällt und am Ende sucht man oft vergeblich den roten Faden). Um die Struktur der Mindmap in ausformulierte Texte oder Präsentationen zu verwandeln, braucht man ein Mindmapping-Programm mit diversen Exportfunktionen für die gängigen Office-Programme. In umfangreichen „Notizzetteln“, die zu jedem Zweig zur Verfügung stehen, lassen sich ganze Textpassagen, Links oder Fotos „anheften“ – diese stehen dann auch nach Wunsch in der exportierten z.B. Word-Datei zur Verfügung.

Einsatzmöglichkeiten
Abb. 3
Mit einem professionellen Programm sind die Einsatzmöglichkeiten von Mindmaps beinahe unendlich: Ich habe meine gesamte Dateiverwaltung als auch mein „digitales Gedächtnis“ komplett auf Mindmapping umgestellt (z.B. lassen sich an die Zweige Dateien und Ordner anfügen oder verknüpfen, ein integriertes Browserfenster macht die Übertragung von Links in eine Map mittels drag und drop zum Kinderspiel). Ich nutze Mindmaps als „dashboard“ – eine Map bildet dabei das „Eingangstor“ für alle weiteren Unter- und Unter-Unter-Maps (siehe Bild 2– die Zweige bedeuten „Kundenportal, Info-Portal und Social-Media-Portal“, ergänzt durch eine „Schublade“, in der sich die am Häufigsten genutzten Dateien befinden). Die Unter-Map des Kundenportals sieht bei mir aus wie auf Bild 3 zu sehen. Und was ich sonst noch damit mache:
  • Veranstaltungen (gemeinsam) entwickeln und planen
  • Kundenverwaltung (Adressen aus Outlook lassen sich ebenfalls per drag und drop anheften)
  • Dateiverwaltung
  • SWOT-Analysen
  • Präsentationen (vorbereiten und/oder präsentieren)
  • Workshops
  • Sammeln von Stichworten für spätere Projekte
  • Organigramme
  • Redemanuskripte
  • Seminarplanung

Programme
Soweit mir bekannt, gibt es für das kostenlose (auch gemeinsame) Gestalten von Mindmaps nur den "MindMeister", der in begrenztem Umfang gratis und online nutzbar ist. Wer Lust hat, das Mindmapping auszuprobieren, ist da genau richtig (damit erstellte Mindmaps lassen sich auch in ein Profiprogramm exportieren).
Nachtrag [30.06.2012] - Hier gibt es einen Link zu einem englischsprachigen Artikel zum Einsatz von Mindmaps in der Social-Media-Strategie. Darin enthalten ist auch eine Liste aller internetbasierten Mindmapping-Tools, die es inzwischen gibt.
Ich persönlich arbeite mit dem MindManager von Mindjet. Der kostet zwar richtig Geld, ist aber meiner Meinung nach unschlagbar in Vielseitigkeit und Handhabung.
Nachtrag [06.06.2012] - Mittlerweile ist "MindMeister" ein vollwertiges Mindmapping-Tool, das durch die kürzlich erfolgte Integration in Google Docs bzw. Drive (in der kostenpflichtigen Variante) ein tolles Arbeitsinstrument ist. Ich arbeite mittlerweile mehrheitlich damit - die im Vergleich zum MindManager fehlenden Features werden durch einfache Online-(Zusammen-)Arbeit weitgehend ausgeglichen. Die Präsentationsfunktion gefällt mir allerdings noch immer besser beim Mindmanager.
Nachtrag [18.02.2013] - Hier gibt es einen guten Artikel zum Einsatz von Mindmaps in Seminaren (darin werden auch zwei weitere von mir bisher nicht erwähnte Mindmapping-Tools beschrieben): "Mindmaps – Online-Tools im Seminar einsetzen"
Weitere Informationen
Eine hilfreiche Beschreibung der Technik "Mindmapping" findet sich bei Wikipedia.

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