Zur Feier des Tages: Orangen-Sesam-Blätter

Wenn das Hobby plötzlich zum Beruf wird...


Angedeutet hatte ich es ja schon, mein großes Projekt. Und nun ist der Tag da, die Tinte unter dem Vertrag auf beiden Seiten trocken und das Projekt öffentlich verkündbar: Ich schreibe ein Buch. Das heißt, erstmal koche und fotografiere ich ein Buch - das Schreiben kommt als letztes dran (es scheint mir der leichteste Part zu sein). Ja, mein Blog und ich hatten das Riesenglück, von einem Verleger entdeckt zu werden. Der entscheidenden Entdeckung folgte die alles entscheidende Frage - ganz schlicht per eMail.

JA, ja und nochmals JAAAH. Ja, ich kann mir vorstellen, ein Kochbuch zu schreiben. Was bitte hätte ich auch sonst antworten sollen? Schätze, eine solche Chance kommt kein zweites Mal einfach so um die Ecke. Also festhalten - allerdings erst nach einem kritischen Blick auf Verlagsprogramm und Aufmachung der Bücher. Passt. Noch ist es zwar zu früh, etwas über Titel und Verlag zu verraten. Aber von nun an kann ich verraten, was frau so alles erlebt beim Kochbuch-Machen.

Die ganze Sache ist schon so weit gediehen, dass sich mein Leben derzeit reichlich geändert hat. Mehr als achtzig Rezepte wollen erfunden, erfolgreich gekocht, aufgeschrieben und fotografisch in Szene gesetzt werden. Ähem, ja, und gegessen werden will das Ganze natürlich auch. Noch passen aber alle Hosen.

Nun aber erstmal zum neuen Rezept - das nebenbei einen guten Einblick in meine kreativen Prozesse beim Rezepte-Entwickeln gibt (ohne die wiederum ein neues Kochbuchs kaum Neues bringen kann).


Es fing damit an, dass ich in einem Spezialitäten-Katalog blätterte und dort ein süßes Gebäck namens "Tortas de Ines Rosales" entdeckte. Nie zuvor gehört - und ich war neugierig genug, mal zu recherchieren, ob es dazu ein Rezept gäbe. Ja, gab es. Zwei sogar. Aber...

Eines war aus Hefeteig, das andere mit Backpulver gebacken. Und sie nannten sich nicht "Tortas de Ines Rosales" sondern "Tortas de aceite". Beide fand ich jetzt nicht sooo prickelnd, dass ich eines davon unbedingt eins zu eins hätte nachbasteln wollen. Etwas daran allerdings war so außergewöhnlich, dass ich es unbedingt ausprobieren wollte: "Tortas de aceite" heißt übersetzt "Kekse aus Öl". Und genau das ist das Typische - das süße Gebäck wird mit reichlich Olivenöl zubereitet.

Und dann habe ich meine Version von Öl-Keksen kreiert: Hefeteig wollte ich nicht (es sollte schneller gehen), Backpulver kam mir unsinnig vor für ein knusprig-dünnes Gebäck. Also nahm ich weder das eine noch das andere. Auf das für die "Tortas de aceite" typische Anis verzichtete ich - den Geschmack mag ich nicht so sehr. Und auch sonst habe ich fast alles verändert, was zu verändern war. Nur bei den Mengenverhältnissen habe ich mich am Backpulver-Rezept orientiert.

Und was soll ich sagen: Das mürbe Knuspergebäck gelang mir auf Anhieb perfekt. Geschmack und Konsistenz sind sehr fein, das Olivenöl drängelt sich nicht nach vorn - ehrlich gesagt, schmeckt man es überhaupt nicht. Aber es schmeckt eben doch besonders - und das wiederum wird wohl am Olivenöl liegen. Die habe ich jedenfalls nicht zum letzten Mal gebacken - Zimtzucker statt nur Zucker und eine pikante Variante stehen schon auf dem Programm.

Orangen-Sesam-Blätter 

Zutaten (für ca. 30 Stück)
  • 100 g* Olivenöl
  • 100 g frisch gepresster Orangensaft
  • frisch geriebene Schale von 1 Orange
  • 1 Pr. Salz
  • 200 g Einkorn, frisch gemahlen (oder z.B. Dinkel-Vollkornmehl)
  • 50 g Kokosmehl (gibts im Bioladen)
  • 2 El. Sesamsamen 
  • 1 gestr. Tl. frisch gemahlener Kardamom
  • 1 Pr. frisch geriebene Muskatnuss
  • ca. 4 El. Rohrohrzucker zum Bestreuen
* Ich messe auch Flüssigkeiten oft in Gramm, da ich es einfacher finde, alles mit der Waage zuzuwiegen statt zusätzlich mit dem Messbecher zu hantieren.

Zubereitung
  1. Alle Zutaten (bis auf den Zucker) in eine Schüssel geben und zunächst mit den Knethaken des Handrührers gründlich vermengen. Die Masse auf eine Arbeitsplatte geben (ich verwende dazu immer die Rückseite eines großen Kunststoff-Küchenbretts) und mit den Händen zu einem homogenen Teig verkneten.
  2. Backofen samt Backblech auf 175°C (Ober-/Unterhitze) vorheizen, einen Bogen Backpapier (passend zum Blech) zurechtlegen.
  3. Vom Teig jeweils walnussgroße Portionen abteilen und jede Portion mit dem Teigroller (ohne zusätzliches Mehl) zu einem dünnen länglichen Fladen ausrollen und aufs Backpapier setzen. (Ich verwendete dazu einen Teigroller aus Silikon - das Zusammenspiel von Ausroller und öligem Teig war perfekt: Der Teig blieb am Werkzeug kleben, so dass ich den fertig ausgerollten Fladen samt Teigroller auf das Backpapier setzen und mühelos auf das Papier abziehen konnte.) Fladen mit Zucker bestreuen.
  4. Das heiße Blech aus dem Ofen nehmen, das Backpapier mit den Fladen auf das Blech ziehen, in den Ofen (mittlere Schiene) setzen und ca. 9 min backen.
  5. In der Zwischenzeit das nächste Backpapier in gleicher Weise bestücken.
  6. Fertige Orangenblätter aus dem Ofen nehmen, samt Backpapier vom Blech herunter- und gleich das nächste daraufziehen. Weiter so wie oben verfahren, bis alle Fladen gebacken sind.
  7. Die Orangenblätter lassen sich problemlos vom Backpapier auf ein Kuchengitter umsetzen - sie sind anfangs noch etwas flexibel und brechen daher nicht. Auskühlen lassen und luftdicht verschlossen aufbewahren. Sie schmecken am besten, wenn sie über Nacht lagern durften.
Guten Appetit!

Kommentare

  1. Liebe Antje!

    Ich freue mich mindestens genauso wie du! Deine Rezepte sind einfach ein Hit und wenn ich mir diese wunderbaren Orangenblätter da so anschaue - da möchte ich am liebsten sofort welche ausprobieren. Das ist genau die Art von Keksen auf die ich volle abfahre! Das Buch muss ich mir dann unbedingt besorgen - aber da gibst du uns ja Bescheid - denn jetzt kommt erst mal jede Menge Arbeit auf dich zu! Fühl dich gedrückt von mir!

    Herzliche Grüße!


    Kathrin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Kathrin,
      ganz ganz herzlichen Dank für deine Begeisterung! Bis zum fertigen Buch wird es noch eine Weile dauern - Erscheinungstermin soll Frühjahr 2015 sein. Eigentlich noch lange hin. Uneigentlich beschäftige ich mich bereits ständig mit dem Buch. Und das ist wohl auch besser so. Denn ich habe ja "nebenbei" noch einen Job.
      Viele liebe Grüße
      Antje

      Löschen
  2. Glückwunsch..Antje,Hauptsache wir finden noch Zeit , (hoffentlich) guten Restaurants zu testen...vielleicht
    machen wir zusammen mal einen "Restaurantführer " Esskultur im Harz"...?
    Bis später freut sich
    Doro

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Gute Idee! Bin dabei. Und deine Freude auf später teile ich.
      Dis dahin, Antje

      Löschen
  3. Das hört sich ja spannend an! Herzlichen Glückwunsch!!! Bin gespannt!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke schööön! Ja, das ist spannend - fängt schon damit an, dass ich neuerdings Flohmärkte besuche, um mehr Deko für meine Fotos zu ergattern ;-)

      Löschen
  4. Auch von mir einen ganz dicken Glückwunsch! Der Traum eines jeden Foodbloggers, wie genial. :-)
    Liebe Grüße,
    Eva

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen lieben Dank! Ja, das stimmt: Heimlich habe ich davon geträumt, aber angesichts der vielen tollen Foodblogger(inne)n es nie wirklich für möglich gehalten :-)

      Löschen
  5. Auch von mir herzliche Glückwünsche .Ich kann es kaum erwarten das Buch in
    den Händen zu haben .Gestalte es mit Freude , Kreativität und bleib mit schön gesund !!!
    Liebe Grüße ,
    Ira

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Tausend Dank! Du wirst - nach mir - das erste Buch in den Händen erhalten. Versprochen. Aber bitte noch bis Frühjahr 2015 gedulden...
      Liebe Grüße,
      Antje

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Hinweis für Leser/innen, die hier kommentieren möchten, ohne sich vorher irgendwo anmelden zu müssen: Bitte die Option "Anonym" verwenden und dann den Kommentar trotzdem gern mit (Vor-)Namen "unterschreiben". Besten Dank.