Stollen-Laibchen - Stollen-Rezept für Zuspätdrandenker/innen

Irgendwie habe ich es auch in diesem Jahr geschafft, mir die Zeit (meistens abends) für meine Weihnachtsbäckerei zu nehmen. Und wie jedes Jahr fällt mir am Ende auf, dass was Wichtiges fehlt: Der Stollen.

Ich liebe Stollen - also jedenfalls so richtig guten, schweren, abgehangenen Butterstollen mit gefühlt mehr Früchten und Nüssen als Mehl. Außerdem bin ich noch so mega-anspruchsvoll und verlange ausschließlich Bio sowie ganzes Mehl (also nicht das komische weiße, dem man das Beste geklaut hat). Mit anderen Worten: Einen Stollen, wie man/frau ihn nur selber backen kann. Und ich hatte auch in diesem Jahr wieder mal keine Zeit, so rechtzeitig Stollen zu backen, dass das Prachtstück bis Weihnachten genügend Spielraum zur Entfaltung seiner Fähigkeiten bekommt.


Vielleicht sollte ich im nächsten Jahr einfach mal weniger Zeit mit dem Lesen, Aussuchen, in Gedanken Probieren und wieder Verwerfen von Keksrezepten verbringen und stattdessen genau das Gleiche wie letztes Jahr backen, damit ich schneller zu Potte komme? Hat schließlich alles geschmeckt. Geht aber nicht. Wozu habe ich denn wohl im Laufe meines Lebens unzählige Sonderhefte "Weihnachtsbäckerei" gekauft? Das will erstmal alles gebacken sein.

Zurück zum Thema. Gestern habe ich beschlossen, dass ich unbedingt noch Stollen brauche. Und da fiel mir das Rezept "Grundrezept Quarkstollen-Teig" in die Hände (essen&trinken spezial 2010 "Süße Weihnachten", S. 39).

Zunächst dachte ich an Quark-Öl-Teig als Hefeteig-Ersatz - was nicht so ganz mein Ding ist. Aber nein, Öl kommt nicht vor, sondern Butter. Nun wurde ich neugierig. Las sich irgendwie lecker. Und dann war die Entscheidung gefallen: Wenn ich sowieso schon keinen echten Stollen backe, dann kann ich es auch gleich ganz anders machen. Dann gibts wenigstens nichts zum Vergleichen, wenns schief geht.

Ganz anders heißt: Rezept als grobe Orientierung, erheblich abgewandelt bzw. aufgepeppt und aufgewertet und dann gaaanz kleine Brötchen backen. Die schmecken schon am nächsten Tag (belohnen es aber sicher, wenn sie so lange reichen, dass sie noch ein bisschen nachreifen können).

So, nun aber ran ans Backen. Vorweg noch etwas Grundsätzliches zu den Zutaten: Ich kaufe ausschließlich Bio, der Bio-Supermarkt ist für mich der normale Supermarkt. Genauso normal ist für mich das Vollkornmehl - schmeckt nach deutlich mehr als nur nach leeren Kohlehydraten. Okay, die Farbe ist für (Noch-)Nicht-Ökos gewöhnungsbedürftig - aber nach 27 Jahren Vollwertgenuss tut mir das weiße Nichts in den Augen weh (und am Gaumen sowieso). Die von mir verwendeten Zutaten finden sich also alle im Naturkosthandel bzw. Bio-Supermarkt.

Ach ja, da ist noch etwas, was ich vorher sagen muss: Ich neige dazu, Kleingebäck recht süß zuzubereiten. Ich esse leidenschaftlich gern selbstgebackene Kekse - mein Tag beginnt immer mit mindestens zwei Pott schwarzem heißem Kaffee und 2-3 Keksen (und dafür müssen die Kekse süß sein, finde ich). Wer es also lieber weniger süß hat, muss die Zuckermenge reduzieren.







Zutaten für ca. 50-60 Stück:

175 g Butter,
175 g Puderzucker (gibts auch in Bio fertig zu kaufen, ich mahle ihn aber immer selbst - entweder mit der elektrischen Kaffeemühle oder dem Universal-Zerkleinerer),
1/4 Teelöffel Salz,
2 Eier,
250 g Magerquark,
300 g Weizenvollkornmehl (mahle ich selbst, gibts aber natürlich auch zu kaufen)
100 g Kastanienmehl 
100 gemahlene Aprikosenkerne (oder Mandeln oder Cashewkerne)
2 gestr. Tl. Backpulver
1/4 Tl. gemahleneVanille oder 1 Pk. Vanillezucker
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50 g gehackte, in einer trockenen Pfanne (vorsichtig) geröstete Haselnüsse
60 g Schokotropfen (halb Vollmilch, halb Zartbitter)
je 50 g Zitronat und Orangeat
40 g getrocknete Cranberries
50 g getrocknete klein gehackte Aprikosen
40 g entsteinte klein gehackte Datteln
40 g klein gehackte kandierte Ingwerstäbchen
50 g Rosinen
3 gehäufte Tl. Rum-Rosinen (davon habe ich immer welche auf Vorrat, einfach Rosinen in ein Glas geben, mit Rum aufgießen und ziehen lassen - hält sich ewig)
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zum Dekorieren: weiße Kuvertüre oder Schokolade plus etwas Kokosfett, geschroteter rosa Pfeffer - ich habe allerdings etwas Besondereres verwendet: Die Gewürz-Blüten-Mischung "Alles Liebe" (besteht aus rosa Pfeffer, Erdbeerstücken, Rosenblüten, Himbeerstücken, Koriander und Vanille)

Zubereitung:

Mehl mit Backpulver, Aprikosenkernen und gesiebtem Kastanienmehl vermischen, mit allen anderen Zutaten bis einschließlich Vanille mit den Knethaken des Handrührers gründlich verkneten. Nüsse, Früchte und Schokoladentropfen hinzufügen, ebenfalls gründlich verkneten. Backblech mit Backpapier auslegen, Backofen auf 175°C vorheizen.


Mit einem Löffel portionsweise Teig abstechen und mit den Händen zu Kugeln formen (etwa in der Größe von Tischtennisbällen, wenn ich das richtig erinnere - kleinere Kugeln gehen natürlich auch, dann sind sie aber nach dem Backen etwas trockener), Kugeln aufs Blech setzen - der Abstand muss nicht besonders groß sein. Auf der 2. Schiene von unten ca. 20-25 min backen (bei mir waren es exakt 22 min). 

Vollständig auskühlen lassen. Kuvertüre (oder Schokolade mit Kokosfett) über heißem Wasserbad schmelzen, Mini-Stollen kopfüber etwa bis zu einem Drittel eintauchen, auf Papier oder Gitter legen und mit rosa Pfeffer oder Gewürzmischung bestreuen. Auskühlen lassen - am Besten mehrere Stunden im Kühlschrank.

In dichtschließender Dose kühl lagern (nicht im Kühlschrank, aber eben auch nicht im wärmsten Raum der Wohnung).

Diese Stollen-Laibchen sind superlecker - also nach meinem Geschmack jedenfalls. 
Es könnte sein, dass ich im nächsten Jahr wieder vergesse, rechtzeitig einen echten Stollen zu backen.


Kommentare

  1. Toller Blog, tolle Rezepte...machen Lust aufs Selberbacken und BIO...

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    1. Oh, das freut mich sehr. Lust machen auf Selberbacken und BIO gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen ;-)

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