Bio à la Berlusconi - bähhh...

Oh, wie ich das hasse. Kaum gibts irgendwo auf der Welt einen Lebensmittelskandal, in dem das Wort Bio vorkommt, muss ich mich wieder gegen "die arme Irre, die glaubt immer noch, Bio sei besser" verteidigen. Und jetzt das: Bio-Betrug in Italien und zwar in großem Stil. Klar, dass das wieder Leserbriefe hervorbringt wie diesen hier von Ferguson auf FocusOnline:
"was macht (außer dem Preis) schon den Unterschied? Der Normalbürger will betrogen werden und ist gern bereit, mehr für einen Artikel zu bezahlen, der einen "Bio"-Aufkleber trägt. Dann setzt er sich zu Tisch, starrt auf das Bio-Siegel und isst freudig ein Lebensmittel, das gar nicht "Bio" ist. Der Glaube allein an "Bio" ist doch entscheidend (und der hörere Preis)!"
Da ich Herrn oder Frau Ferguson nicht persönlich kenne, nehme ich deren Äußerung auch nicht persönlich. Blöderweise werde ich aber immer wieder auch von echten Menschen, die ich echt kenne, auf ähnliche Weise von der Seite angequatscht.

Deshalb jetzt mal in aller Öffentlichkeit ein energisches "rutscht mir doch alle den Buckel runter". Mögen euch der gepanschte Rotwein, das mit Altöl versetzte Olivenöl oder der uralte im Fass gereifte „Aceto Balsamico Tradizionale di Modena“ für 10 Euro pro Liter nebst ebenso kostbarem Parmiggiano Reggiano aus konventioneller Erzeugung wohl bekommen. Alles echt. Selbstverständlich. Muss man nur dran glauben.

Ich nehme für mich in Anspruch, zu den Nicht-Gläubigen zu zählen. Ich glaube also nicht an Bio, ich lebe (und kaufe) es. Aus Überzeugung.

Wenn jetzt der Riesenschwindel Bio à la Berlusconi aufgedeckt wurde, dann ist das zweifelsohne eine Riesensauerei. (Bevor ich jetzt eine Verleumdungsklage an den Hals kriege: Nein, ich werfe nicht Herrn Berlusconi persönlich vor, den Skandal zu verantworten. Ich werfe aber dem System vor, versagt zu haben. Und das System wird von Menschen gemacht, die bis vor kurzem von Berlusconi regiert wurden und die sämtliche Warnhinweise in den Wind geschlagen haben.)

Diese Riesensauerei aber hat doch ein Gutes: Sie anerkennt den hohen Wert der Bio-Lebensmittel. Oder wie es "Der Standard" ausgedrückt: Gefälschtes Essen ist lukrativer als Drogen.

In diesem Sinne: Happy Bio!

Aktualisierung (27.02.2012): Von heute an gibt es von mir eine ergänzende Link-Liste zu diesem Thema mit weiterführenden aktuellen Artikeln und Informationen.

Kommentare